Körper erzählen Geschichten, ob im Alltag oder in choreografierten Bewegungen. Unsere Posen, Haltungen und Berührungen spiegeln einerseits unsere Einbettung in gesellschaftliche (Macht-)Strukturen wider, können zugleich aber auch Werkzeug der Selbstermächtigung und Transformation sein. Installative und performative fotografische Arbeiten setzen sich konzeptuell mit Aushandlungsprozessen und Neuordnungen von erlernten Hierarchien und Ordnungssystemen auseinander.
Migrationserfahrungen, Marginalisierung und soziale Ausgrenzung prägen vielschichtig die Körpersprache sowie die Selbst- und Fremdwahrnehmung. Performative und fotografische Ansätze adressieren die Frage, wie spezifische Körperbewegungen zum Ausgangspunkt von Selbstermächtigung, Widerstand und Transformation genutzt werden können oder wie das Offenlegen und Zerlegen gesellschaftlicher Blickregime es ermöglicht, diese neu zu ordnen und anders zusammenzusetzen.
Die Ausstellung STATES OF REBIRTH beleuchtet die Beziehungen zwischen Körper, Bewegung und gesellschaftlichen Strukturen in physischen und digitalen Räumen, mit einem Fokus auf dokumentarische und konzeptuelle Projekte der zeitgenössischen Performance-, Porträt- und Tanzfotografie. Anhand einer Choreografie, die Aufnahmen bewegter Körper im Raum zueinander in Beziehung setzt, untersucht die Ausstellung, inwiefern Haltungen, Gesten und Posen die Aushandlungsprozesse gesellschaftlicher Veränderungen reflektieren, gestalten und transformieren.
STATES OF REBIRTH bringt dabei Arbeiten miteinander in Dialog, die „glokale Körper“ fotografisch inszenieren. Als „glokal“ bezeichnet die iranische Tanzwissenschaftlerin Elaheh Hatami Körper, die zugleich lokal präsent sind und Verbindungen zu mehr als einem Ort in sich tragen. Die Ausstellung zeichnet dabei eine Wende im Verständnis von Blicken aus Körpern auf Körper nach, die normative ästhetische Kategorien als Instrumente gesellschaftlicher Zugehörigkeit dekonstruieren. Wie es Moshtari Hilal in ihrem 2023 erschienenen, poetischen und zugleich analytisch präzisen autobiografischen Text Hässlichkeit formulierte: „Der Blick dreht sich: Hässlich ist nicht, wer angesehen wird, sondern wer mit der Intention der Entmenschlichung ansieht.“
Anknüpfend an die VIRAL HALLUCINATIONS Reihe untersucht die Ausstellung auch, welche Körperbilder im analogen und digitalen Raum durch algorithmische Sichtbarkeit privilegiert werden, und welche künstlerischen Arbeiten diese vernetzten Bildregime neu ordnen, unterwandern und transformieren können. STATES OF REBIRTH – Körperbilder in Bewegung bringt aktuelle künstlerische Arbeiten miteinander in Dialog, die genau dort ansetzen.
Künstler*innen:
Ching Wai Bei, Felipe Romero Beltrán, Moshtari Hilal, Naomi Lulendo, Ana Maria Sales Prado, Roxana Rios, Aykan Safolu, Isaac Chong Wai, Farren van Wyk.
Kuratorin: Nadine Isabelle Henrich, Kuratorin des Hauses der Photographie
Eröffnung: 20. Februar 2025, 19 Uhr
Im Rahmen der Ausstellung sind Kooperationen mit der Hochschule für bildende Künste Hamburg und Kampnagel Internationale Kulturfabrik geplant.