Die Gestaltung von Plakaten hat sich in den letzten Jahren in sehr unterschiedliche Richtungen entwickelt. Digitale Layout- und Drucktechniken ermöglichen es, sie ohne großen Aufwand zu entwerfen und massenhaft zu verbreiten. Gegen diese Form der Beliebigkeit wehren sich gegenwärtig immer mehr professionelle Grafiker*innen. Sie bedienen sich zwar der Möglichkeiten digitaler Bildbearbeitung, greifen für den Druckvorgang jedoch auf traditionelle, qualitativ hochwertige Techniken wie den Siebdruck zurück. Zu dieser Gruppe gehören auch die niederländischen Grafikdesigner Harmen Liemburg (*1966) und Richard Niessen (*1972), deren Arbeiten voller Ideen, Anspielungen und Detailreichtum sind. Das Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg (MKG) zeigt in der Ausstellung All-over. Neues Grafikdesign aus den Niederlanden rund 70 Plakate und über 30 kleinformatige Drucke der beiden Designer aus den vergangenen zwanzig Jahren. Liemburg bedient sich trivial erscheinenden, flüchtigen Gestaltungen des alltäglichen Lebens und lässt sich von Klischees, Verkehrszeichen, Firmenlogos und Verpackungen inspirieren. Er arrangiert die einzelnen Fragmente so lange, bis sie sich ihrer bisherigen Rolle komplett entziehen. In ihrer Neuanordnung eignen sich die Elemente schließlich eine neue Bedeutung an und erzählen zusammen eine neue Geschichte. Niessen schafft mit seinen individuellen Mischungen aus Zeichen, Symbolen und Ornamenten verdichtete, nicht-lineare Strukturen, die zu stimmigen Formensprachen für seine Projekte werden. Das Spiel beider Designer mit starken Farben, wiederkehrenden Formen und Textfragmenten schafft immer wieder faszinierende, mitunter verwirrende All-over-Strukturen voller Ausdruckskraft.