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Anlässlich des 150. Geburtstages des Zevener Malers Hinrich Trochelmann (1870-1925) zeigt das Museum Kloster Zeven im ersten Stockwerk eine „Trochelmann Jubiläumsausstellung“. Erstmalig werden neben seinen Ölgemälden auch seine hervorragenden Portraitzeichnungen gezeigt.
Heute ist über Hinrich Trochelmann wenig bekannt, doch Wilhelm Gathmann, der frühere Leiter der Zevener Volkshochschule, wusste 1986 noch einiges zu berichten:
„Hinrich Trochelmann wurde 1870 als Sohn des Schlachtermeisters Trochelmann in Zeven geboren und erlernte zunächst des Vaters Beruf. Seine zeichnerische Begabung zeigte sich schon in der Schule. Wie außerordentlich sie gewesen sein muss, ist daran zu erkennen, dass der ehemalige Superintendent Visbeck sich von dem jungen Trochelmann portraitieren ließ. Ein Bekannter des Geistlichen, der das wohlgelungene Bild sah, soll den Anstoß zu dem Berufswechsel gegeben haben. Die Aufgabe des ungeliebten Berufes war dadurch erleichtert, dass die Eltern nicht mehr lebten. Was die Verwandten und Bekannten dachten, kann man sich leicht vorstellen, zumal sein Geschäft durchaus in Ordnung war.
Im Jahre 1899 zog der Neunundzwanzigjährige als Privatschüler nach Kassel. Wegen seiner hervorragenden Leistungen erhielt er ein Stipendium und wurde besonders als Portraitmaler ausgebildet. 1903 siedelte er nach Berlin über, wo er seine Studien beendete. 1908 kam er zurück nach Zeven und kehrte zunächst bei Hans Müller-Brauel im Haus Sachsenhain ein“. Von den vielen Künstlern aus Hans Müller-Brauels Umfeld war Trochelmann der einzige gebürtige Zevener Maler. Weiter berichtet Gathmann: „Schon vor dem ersten Weltkrieg erkrankten seine Augen, er musste operiert werden, leider blieb der Eingriff erfolglos. Es ist nicht mehr festzustellen, wann die Augen ihm nicht mehr die Fülle des Lichts übermitteln konnten, die er als Maler so dringend brauchte. Krieg, Inflation und zunehmende Erblindung machten den lebensfrohen Künstler lebensmüde. Durch Freitod beendete er sein künstlerisch nicht voll ausgeschöpftes Leben im Jahre 1925, sicherlich nach schweren inneren Kämpfen und um nicht anderen zur Last fallen zu müssen.“
Schwerpunkt der Ausstellung sind die im Schöffensaal ausgestellten Portraits, die sicher zum Besten gehören, was Trochelmann hinterlassen hat. Über diese Ölportraits und Zeichnungen ist wenig bekannt. Nur einige Zeichnungen sind signiert, Personen- und Jahresangaben fehlen vollends. Wahrscheinlich sind sie aus seiner Studienzeit in Kassel oder Berlin entstanden. Für diese Annahme sprechen Aktstudien und Zeichnungen nach Gipsmodellen, die sich ebenfalls in den gleichen Skizzenmappen befanden, aber aus Platzgründen nicht ausgestellt wurden. Um den besonderen Charakter der alten Skizzenblätter zu erhalten, werden diese unbeschnitten und ohne Passepartout gezeigt.
Von den Ölportraits fällt eines ganz besonders ins Auge: Es ist das anbei abgebildete „Portrait eines Mannes mit Schnurrbart“. Es ist das einzige Portrait, das einem direkt ins Auge schaut, so wie wir das bei einem Selbstbildnis gewöhnt sind. Ein Vergleich mit einem Foto kann diese Vermutung noch bestärken. Dass das Portrait dann seitenverkehrt wäre, spricht für den Blick in einen Spiegel. Weiterhin überrascht dieses Bild durch einen ausgeprägten Hell-Dunkel-Kontrast, welcher das Gesicht in zwei unterschiedliche Hälften zu teilen scheint. Dabei sticht der Lichtreflex des Augenlichts in dem hellen Teil besonders hervor. In dem dunklen Teil scheint jegliches (Augen-) Licht zu fehlen.
Die Zeichnungen und Ölportraits zeugen von einer großen Handfertigkeit und Könnerschaft, die wir bei seinen wahrscheinlich später entstandenen Landschaften und Häuserbildern nicht vorfinden. Dies könnte auf eine bewusste Vereinfachung hinweisen, wie wir das zum Beispiel bei der Worpsweder Malerin Paula Modersohn-Becker sehen können. Trochelmanns Karusselbild weist erstaunliche Ähnlichkeiten mit dem eher flächig gemalten „Schützenfestbild“ von Paula Modersohn-Becker auf und lässt diesen Einfluss vermuten. Es könnte aber auch ein Indiz für sein nachlassendes Augenlicht sein. Einige dieser Landschaftsbilder sind nicht signiert, machen einen nicht ganz fertigen Eindruck oder blieben möglicherweise tatsächlich unvollendet.
Die meisten Bilder dieser Ausstellung sind aus Zevener Familienbesitz und entstammen dem direkten Nachlass des Künstlers. Ein Teil dieser Bilder werden in der städtischen Kunstsammlung verwahrt. Einige Ölbilder sind aus dem Nachlass des Heimatforschers Hans Müller-Brauel zum Museum Kloster Zeven gelangt.
Das Museum kann allein, zu zweit oder als Familie besucht werden. Eine Eröffnungsveranstaltung kann wegen der Corona-Pandemie leider nicht stattfinden. Besuche von Gruppen, Schulklassen oder Führungen sind nicht erlaubt.
Das Museum Kloster Zeven ist am Pfingstsonntag und am Pfingstmontag sowie regulär sonntags und donnerstags von 14.30 bis 17.30 Uhr geöffnet. Die Trochelmann-Ausstellung bleibt bis November im Museum Kloster Zeven, Klostergang 3, zu sehen. Der Eintritt ist -wie immer- frei.