Interferenzen
Petra Steeger | Bettina Paschke | Christine Reiter | Nina Zeilhofer
Unter dem Ausstellungstitel „INTERFERENZEN“ zeigen die vier Künstlerinnen
Bettina Paschke (Graz), Christine Reiter (Augsburg), Petra Steeger (Rostock) und Nina Zeilhofer (Augsburg) vom 01. Dezember 2021 - 8. Januar 2022 Arbeiten im Kunstverein Wismar.
Das künstlerische Spektrum des Kollektivs ist weit gefächert: mit Zeichnungen, Objekten und Installationen beziehen sich die Künstlerinnen auf den vorhanden Ausstellungsort, aber auch auf die jeweils individuellen Ausdrucksformen.
So sehr sich Ihre jeweiligen Arbeitsweisen und medialen Präferenzen unterscheiden, gibt es doch einen Punkt, an dem sie auf einer Wellenlänge liegen: Fundstücke aller Art werden zerlegt, zusammengefügt und transformiert. Symbolhaft oder mit neuer Bedeutung versehen, fließen sie in das eigene Werk ein.
Bettina Paschkes Zeichnungen sind ein Extrakt ihrer Umgebung, auf ein Minimum reduzierte Strichfolgen, rhythmische Strukturen, geordnete Systeme - Schritte einer zeichnerischen Aneignung und Fragmentierung. Zu Grauwerten gestaut, wachsen die Linien in geordneten Reihen über das weiße Blatt. Aus der Ferne betrachtet, entzieht sich das abstrakte Spiel dem Überblick, es flirrt. Der Blick hakt sich fest am Detail.
Christine Reiter ist in der Ausstellung mit Arbeiten aus mehreren Werkphasen vertreten. Sie setzt für Ihre Arbeiten auf völlig alltägliche Materialien, die sie spielerisch, aber methodisch bearbeitet und wandelt, ohne dabei die Herkunft des jeweiligen Werkstoffes zu verleugnen. Sie verwendet Papier, Pulpe, Klebeband, Draht, Styrodur, Bauschaum, Wachs aber auch Tusche, Druckfarbe. Ein fester Bestandteil ihrer künstlerischen Arbeit, ihres motivischen Repertoires ist der Berg. Als Sinnbild der Flucht aus dem Alltag - dem Entkommen des Alltäglichen - des Wunsches danach sich größer und erhabener fühlen zu dürfen - als Ort der meditativen Ruhe und Einseins mit der Natur. Der Berg rollt als Spielzeug durch die Gegend, kann / darf jeden Tag hin und hergeschoben werden. Begleitet wird der „rollende Blaue Berg“ von Bergpanoramen, diese wurden mit dem Skalpell aus einem schwarz getuschten Papier heraus gekratzt.
Petra Steeger zeigt Zeichnungen und Objekte, die sich mit der Natur beschäftigen bzw. Naturrelikte verwenden. Das Thema der Brütling – Mischwesen aus Mensch und Tier – wird in mehreren Zeichnungen aufgegriffen. Ausgangspunkt für diese Themenreihe ist die Frage nach der Zukunft der Lebewesen auf unserem Planeten. Die Fiktion der dargestellten Wesen kündet von einer Möglichkeit des Lebens durch die Verwandlung.
In ihren Stickarbeiten verwendet sie Werke, die mehrere Metamorphosen durchlaufen haben. Gestickte Fäden und Applikationen bilden Adern oder Muster, die über die auf Mesh Folie gedruckte Zeichnung gelegt wird.
Nina Zeilhofer thematisiert in einer Art Wunderkammer die Beziehung von Mensch, Natur und Umwelt und die umweltökologischen Aspekte im Zeitalter des Anthropozäns, in dem der Mensch zum bestimmenden Faktor für das globale Ökosystem geworden ist. Klimaveränderungen und globale Erwärmung, Umweltzerstörung durch Massentourismus und Eingriffe in Landschaften einerseits sind mit romantischen Verklärungen und Sehnsucht nach intakter Natur konfrontiert.
Orte und Nichtorte sind Materialexperimente aus Blei, Wachs, Zement, Gips Holz, Schwarzpläne sind Grundlage für die Ortsverschiebungen in Linolschnittmonotypien und in großformatigen Holzschnitten geht es um Gewichtung und um ein Schwarz, das als stoffliche Substanz und nicht als Farbe verstanden wird. Jede illusionistische Strategie wird vermieden, die Formen können gleichzeitig Gewicht, Masse und Volumen implizieren.