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Nägel als Prolog: Ausstellung zu Bühne und Musik im Werk Günther Ueckers

Kategorie: Ausstellung / Museen

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Sechste Begleitausstellung zur Präsentation des Nagelreliefs "Weißer Schrei" von Günther Uecker in der Landesbibliothek, Eintritt frei

Das Diptychon “Gespalten“ von Günther Uecker zeigt ein auf ganzer Höhe geteiltes Nagelfeld. Spaltbreit öffnet es sich zur Seite und weckt den Eindruck eines gelüfteten Theatervorhangs. Mit dem Motiv wurde 1987 für Ueckers Bühnenbilder geworben. Die Nagelflächen der noch verhängten Bühne werden Prolog am Übergang in die Welt des Imaginären. Ueckers Arbeiten für Bühne und Musik sind ein herausfordernder Teil seines Schaffens, bedeuten Nachdenken und Aufruhr in einem. Die Landesbibliothek präsentiert in ihrer neuen Ausstellung "Theaterarbeiten. Bühne und Musik im Werk Günther Ueckers".

Texte, Bilder und Plakate informieren vom 17.10. bis 06.12.2024 über Ueckers Entwürfe, u.a. für Beethovens Oper "Leonore" ("Fidelio"), aufgeführt in Bremen 1974, und für die Wagner-Inszenierungen des "Parsifal" 1976 in Stuttgart sowie des "Lohengrin" 1979 in Bayreuth. Die drei Projekte umreißen ein spezifisches Arbeitsfeld des Künstlers und bewegen sich an einem Schnittpunkt seiner verschiedenen Schaffensbereiche.

Unverkennbar ist die Formensprache des Künstlers wie etwa der Einsatz von Licht und Dunkel, welcher Raum- und Zeitebenen schafft. Es begegnen bekannte Motive wie der "Tisch der Austreibung", ein "Weißer Wald" aus staubhellen Stämmen, wandernde Schatten, verletzte Flächen, verborgene Wunden und Nägel. "Das, was ich jetzt hier versuche, ist, diesen Opernraum […] in seiner konventionellen Zweckmäßigkeit aufzubrechen", sagt Uecker, und setzt den "frontalen Sichten" der Theaterbühne skulpturale Gestalt entgegen. Programmatisch benennt er sie als Bühnen-Skulpturen. Sie sollen der szenischen Kunst Raum geben und, so Ueckers Ziel, die "tiefenpsychologischen Komplexe" von Musik und Sprache sichtbar machen.

Ueckers Theaterarbeiten stehen in seinem Œuvre für sich und entsprangen einer engen Kooperation mit den Regisseuren Nikolaus Lehnhoff und insbesondere Götz Friedrich. Zugleich haben sie eine Reihe von Schnittmengen mit plastischen, graphischen, kinetischen, konzeptionellen, experimentellen und sogar akustischen Arbeiten. Dies greift die Ausstellung bibliotheksspezifisch auf. Titelmotiv ist die "Optische Partitur Budapest" aus dem Jahre 2012. Die großformatige dreiteilige Lithographie ist dem Duktus einer Notenschrift nachempfunden und steht für Ueckers Auseinandersetzung mit Schriften und Zeichen als Informationsträger. Dieses Herangehen schließt wie hier die Verwendung der Lithographie als originalgraphischen Buchumschlag mit ein (s. Foto).

Weitere Beispiele des Querschnitts sind neben der Operngattung Ueckers szenische Interpretation der Matthäus-Passion 1999 im Haus der Deutschen Oper Berlin, gleichfalls zu Johann Sebastian Bach 1970 ein Ballett für dessen Cellosuite Nr. 1 (Düsseldorf) und schließlich Ueckers sogenanntes "Terrororchester" aus Licht-, Bewegungs- und Krachmaschinen. Letzteres steht inhaltlich in Verbindung zu den Studentenunruhen Ende der 60er Jahre.

Aber auch die Inszenierung der Matthäus-Passion greift mit dem Bosnienkrieg Zeitgeschehen auf und zeigt die Chöre in zerschossenen Hauskonstruktionen "wie singende Klagemauern". Die zeitgleich entstandenen Bildzeichen zur Erzählung "Sarajevo 96" der in Rostock geborenen Autorin Ingrid Bachér (2001) verweben das Thema bibliophil wie regional mit dem Ausstellungsort. Dies vermag auch ein Bildporträt Ueckers, das vom Rostocker Fotografen Hans Pölkow stammt und bei den Probenarbeiten im Backstage der Deutschen Oper Berlin entstand.

So wie Uecker sein Terrororchester ebenso als eine Hommage an John Cage versteht, gibt es diese Querbezüge und Resonanzen von Zeitgenossen auch ihm selbst gegenüber. Das zeigen mehrere von Uecker inspirierte und ihm gewidmete Kompositionen, u.a. von Gordon Kampe "Sieben weiße Bilder" (2006) und "Stücke für Schlagwerk" von Robyn Schulkowsky (1985). Der Wirkkreis all dieser Verflechtungen ergibt sich ferner aus Kooperationen und Aktionen des Künstlers wie dem "Programm für ein von Günther Uecker benageltes Klavier" (1968), dessen Ablaufplan das vielleicht ausgefallenste Exponat in der Auswahl ist.

Die Ausstellung "Theaterarbeiten. Bühne und Musik im Werk Günther Ueckers" ist vom 17.10. bis 06.12.2024 zu sehen. Sie begleitet die Präsentation des Nagelreliefs "Weißer Schrei", einer Leihgabe der HypoVereinsbank, Member of UniCredit und des Staatlichen Museums Schwerin. Ein Besuch ist während der Öffnungszeiten möglich. Der Eintritt ist frei.

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Veranstaltungsort

Daten von OpenStreetMap - Veröffentlicht unter ODbL
Landesbibliothek Mecklenburg-Vorpommern Günther Uecker
Johannes-Stelling-Straße 29
19053 Schwerin
Deutschland
Termine: Landesbibliothek Mecklenburg-Vorpommern Günther Uecker, Schwerin

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