von Tove Ditlevsen - Deutschsprachige Erstaufführung, Bühnenfassung von Alice Buddeberg und Philip Klose, Deutsch von Ursel Allenstein
„Wissen Sie denn nicht, dass es alle Menschen in verschiedenen Ausgaben gibt, so wie Bücher?“
Lise Mundus ist Schriftstellerin und Mutter dreier Kinder im Dänemark der sechziger Jahre. Ihr Schreiben hat ihr zu Prestige und einem gehobenen Lebensstil verholfen, doch seit einiger Zeit fehlt ihr die Inspiration für ein neues Buch. Das Interesse an ihrem immer wieder untreuen Ehemann Gert ist gering und das Hausmädchen Gitte hat engeren Kontakt zu ihren Kindern als sie selbst. Ihr Alltag entgleitet Lise mehr und mehr. Sie glaubt Stimmen zu hören und die Gesichter geliebter Menschen erscheinen ihr zunehmend als beängstigende Fratzen. Eine Überdosis Tabletten bringt sie schließlich in die Psychiatrie. Doch ist der Wahnsinn wirklich etwas, vor dem sie sich fürchten muss oder bietet er womöglich das rettende Refugium, nach dem sie sich so sehr sehnt?
Tove Ditlevsen ist eine Meisterin der autofiktionalen Literatur. Ihr großes biografisches Werk, die Kopenhagen Trilogie, erschien erst 2021 in vollständiger deutscher Übersetzung und sorgte als literarische Entdeckung hierzulande für Furore. Auch in Gesichter finden sich zahlreiche Hinweise auf das Leben und Denken der Autorin selbst. Im Spannungsfeld zwischen Abhängigkeit und Autonomie ist sie eine scharfe Beobachterin menschlicher Psyche. Alice Buddeberg bringt Gesichter erstmals auf eine deutsche Bühne.