von Bertold Brecht
„Glauben müsst ihr, glauben! Dass ich das Beste will für euch und weiß, was dieses Beste ist.“
Eins: Wäre jeder Mensch bei seiner Geburt unschuldig – wodurch entstehen Hass, Machtgier, Mordlust und Zerstörungswillen, werden Grenzen der Moral überschritten, Gewissen, Empathie und Menschlichkeit außer Kraft gesetzt? Oder ist das Böse als Möglichkeit von Beginn an in uns Menschen angelegt? Zwei: Lässt wirtschaftliche Not ein Klima der Verunsicherung und des Misstrauens entstehen, das aus Angst vor dem Verlust der Existenzgrundlage eine fatale Sehnsucht nach einfachen Antworten schürt und ganze Gesellschaften blind macht für den Einfluss mächtiger Strippenzieher, die im Hintergrund skrupellos an der Durchsetzung ihrer Ziele arbeiten? Drei: Warum schweigt eine überwiegende Mehrheit zu dem scheinbar doch Aufhaltbaren und handelt nicht, solange noch Zeit ist?
Anhand der 1941 im amerikanischen Exil entstandenen Parabel von Bertolt Brecht, die mit Motiven des Mafiamilieus vom Erstarken der NS-Diktatur erzählt, spüren Regisseur Martin Nimz und sein Spielensemble diesen Fragen nach und nehmen dabei auch unsere Gegenwart kritisch in den Blick. Im Zentrum: Arturo Ui – bei Brecht ein kleiner Chicagoer Gangster – und sein Aufstieg, begünstigt durch jene, die ihm zur Macht verhelfen wollen. Ist er rhetorisch einmal geschult, reift auch das demagogische Geschick, mit dem es Ui zunehmend gelingt, die Massen zu manipulieren. Widersacher werden kaltblütig aus dem Weg geräumt, falsche Wahrheiten verbreitet, der eigene Einfluss ausgebaut und gesichert. Die sehende Mehrheit bleibt stumm. Opportunismus, Egoismus und die Verteidigung des persönlichen Vorteils haben dem katastrophalen Fortgang der Geschichte den Weg geebnet. Zu spät, das drohende Unheil einer Monsterwerdung vor aller Augen noch abzuwenden.