Wenn man Orgelmusik des Schwabstedter Komponisten Nicolaus Bruhns hört, könnte man meinen, man hört einer virtuosen Orgelimprovisation der Barockzeit zu: Laute, schräge Akkorde gefolgt von schnellen Läufen und wuchtigen Pedalsoli, bis plötzlich eine streng geführte Fuge erklingt. Es handelt sich dabei um den fantastischen Stil, den „Stylus phantasticus“, einer barocken Kompositionsweise, in der so frei und improvisatorisch wie möglich komponiert wurde. Einer der wichtigsten Vertreter dieses Stils war der Komponist Nicolaus Bruhns, der 1665 in Schwabstedt geboren und getauft wurde und schließlich als Kantor an der alten Marienkirche Husum gewirkt hat.
„Wenn man Musik von Bruhns spielt oder hört, ist man überrascht, wie modern manche Harmonien und Rhythmen klingen“, sagt Organist und Chorleiter Malte Wienhues, der derzeit in der Musikhochschule Lübeck Kirchenmusik studiert. Er ist schon seit Jahren von Bruhns‘ Kompositionen beeindruckt. Deswegen hat er auch 2018 den Husumer Nicolaus-Bruhns-Chor gegründet, ein Kammerchor, der auf Bruhns‘ Musik und Epoche spezialisiert ist. „Ich möchte den bedeutenden, aber leider viel zu unbekannten Komponisten prominenter machen“, so Wienhues. Ende des 17. Jahrhunderts soll Bruhns schließlich zu den bedeutendsten Organisten überhaupt gezählt haben und auch Johann Sebastian Bach hat seine Werke gekannt und geschätzt.
Um ergänzend zu dem Nicolaus-Bruhns-Chor auch die Orgelwerke darzubieten, wird Malte Wienhues am Samstag, dem 30. November, um 17 Uhr in der Schwabstedter St.-Jakobi-Kirche sein gesamtes Orgelwerk zu Gehör bringen. „Leider hat Bruhns nicht lange gelebt und nur wenige Werke sind überliefert, daher erstreckt sich das Orgelwerk auf etwa eine Stunde.“
Besonders beeindruckt ist Wienhues von dem Großen Präludium in e-Moll. Möglicherweise handelt es sich um eine Vertonung der Sage von Orpheus und Eurydike. Eindrucksvoll stellt Bruhns hier Eurydikes Tod durch einen Schlangenbiss, Orpheus‘ Besuch in der Unterwelt und das dramatische Ende dar, an dem es Orpheus zerreißt. „Bruhns hat hier überraschende musikalische Effekte eingebaut, er erzählt mit seinen Orgelwerken reizvolle Geschichten!“
Im Gegensatz dazu steht dann aber zum Beispiel auch eine Choralfantasie über den Advents-Choral „Nun komm der Heiden Heiland“, die weitaus harmonischere Klänge hervorbringt. Der Eintritt zu dem Konzert ist frei, mit Spendeneinnahmen möchte Wienhues auch in Zukunft musikalische Projekte zum Beispiel mit dem Nicolaus-Bruhns-Chor realisieren. „Ich hoffe, dass durch solche Konzerte mehr Menschen in den Bann gezogen werden: durch eine spannungsvolle und facettenreiche Musik, in der sich der nordfriesisch-raue Geist des Komponisten widerspiegelt.“