Ulrike Donié – Mimikry
Die Künstlerin Ulrike Donié hat mit "Mimikry" riesige, farbige Bilder und große Objekte geschaffen, die in ihrer Anmutung befremdlich wirken.
Ausstellung im Möllner Museum Historisches Rathaus
Eine ungewöhnliche Ausstellung setzt nach langer Corona – Zwangspause den Ausstellungsbetrieb im Möllner Museum fort. Die in Linz am Rhein lebende Künstlerin Ulrike Donié (Jg. 1961) bot vor zwei Jahren eine Ausstellung für das Möllner Museum an – ungewollt scheint das Thema der Ausstellung auch Aspekte der weltweiten Pandemie aufzugreifen.
Großformatige, sehr farbige Bilder werden, frei in der Ratsdiele hängend, präsentiert. Korrespondierend dazu hat die Künstlerin große Objekte geschaffen, die in ihrer Anmutung befremdlich, fast unheimlich wirken. Auch die Kontur einiger Bilder erscheint ungewöhnlich zu sein, großformatige Tondi (runde Bilder) füllen den Ausstellungsraum der Ratsdiele.
Der Ausdruck „Mimikry“ bezeichnet in der Biologie eine Form der Nachahmung. Visuelle, auditive oder olfaktorischen Signale werden dazu benutzt, dass dem Nachahmer und Fälscher Vorteile durch die Täuschung des Signalempfängers entstehen – eine harmlose Fliegenart tarnt sich, indem sie äußere Eigenschaften eines wehrhafteren Insekts – z. B. einer Wespe - annimmt.
In den Arbeiten von Ulrike Donié taucht dieses Prinzip ebenfalls auf.
Eigentlich handelt es bei ihren Arbeiten um großformatige Farbkompositionen, die die Betrachter:innen in den Bann ziehen. Spontan denkt man aber an geheimnisvolle Unterwasserlandschaften, Aufnahmen von Forschungsunterwasserbooten, die in unbekannte Tiefen vorgedrungen sind.
Es könnten Darstellungen extremer Lebenswelten aus der Tiefsee sein, die kaum erwarten lassen, dass sich an dieser Stelle auch nur Formen einfachster Organismen entwickeln konnten. Die gezeigten Arbeiten erinnern an Korallen, manche an mikroskopisch kleine Einzeller oder wurmartige Weichtiere. Ulrike Donié spielt aber auch mit unseren Vorstellungen, indem Sie zu ihren Bildern korrespondierende Objekte in die Ausstellung einbringt. Die Sagenwelt von Seefahrern und Küstenbewohnern ist reich an Berichten von fabelhaften Seeungeheuern, die gesichtet, gefangen oder an die Strände gespült wurden. Ulrike Donié spielt mit unserer Fantasie, indem sie die Form solcher fabelhaften Wesen zitiert. Gleichzeitig lässt sie uns an deren Herstellungsprozess teilhaben. Ihre unheimlichen Fabelwesen sind auch eine Form von Mimikry, sie entstehen (sichtbar!) aus einfachsten Materialien wie Bauschaum oder Abflussrohren. Das eigentlich „Furchtbare“ daran ist vielleicht der Gedanke, dass diese Kunststoffmaterialien zu einem echten Problem unserer Weltmeere geworden sind. Nicht die vielfältigen (und manchmal bedrohend wirkenden) Lebensformen der Natur sind die Bedrohung, sondern der Mensch, der nachhaltig Fauna und Flora auf das Äußerste gefährdet.
Gleichzeitig zeigen diese Bilder, wie wenig wir offenbar von den geheimnisvollen Strukturen um uns herum wissen. Da wird aus dem Flügelschlag einer chinesischen Fledermaus plötzlich vielleicht doch ein weltumspannendes Ereignis…
Ulrike Doniés Bilder können auf diesen Zusammenhang hinweisen.
Die Ausstellung läuft bis zum 31. Juli 2021