Programm
Benjamin Britten
“Suite for cello Nr. 1”, op. 72 (1962)
Canto primo: Sostenuto e largamente
I Fuga
II Lamento
Canto Secondo Sostenuto
III Serenata
IV Marcia
Canto terzo: Sostenuto
V Bordone
VI Moto Perpetuo e Canto Quarto
Johann Sebastian Bach
Suite ll in d-moll (BWV 1008) für Cello solo
Prélude
Courante
Sarabande
Menuet I
Menuet ll
Gigue
Zoltán Kodály
Sonate op.8 (1915) für Violoncello solo
I Allegro maestosoappasionato
Helmut W. Erdmann
Canto I (1985) für Violoncello solo
Largo
Andante
Adagio
Andante
Largo
Amei Schneider
Erster Cellounterricht im Alter von 9 Jahren an der Musikschule der Landes-hauptstadt Hannover. Mitglied im Niedersächsischen Landesjugendorchester im Alter von 13 Jahren. 1973 und 1977 Erste Preisträgerin im Landeswettbewerb „Jugend musiziert“.1977 Preisträgerin im Bundeswettbewerb Jugend musiziert. Teilnehmerin des Landes und Bundeskammermusikkurses u.a. in Weikersheim. Mit 15 Jahren Mitglied im Weltjugendorchester Jeunesses Musicales (Seoul, Korea). Kammermusik- und Orchesterkurse in Polen, Spanien und Jugoslawien.
1980-1985 Cellostudium an der Nordwestdeutschen Musikakademie Detmold bei Prof. Irene Güdel mit Abschluss Diplommusikerin. 1985-87 Studium an der Hochschule für Musik und Theater Hannover bei Prof. Klaus Storck mit dem Abschluss künstlerische Reifeprüfung.
Meisterkurse für Violoncello solo bei Prof. F. Sellheim und im Fach Kammermusik bei Prof. S. Palm und Prof. Hamann (Schweden).
Seit 1982 private Unterrichtstätigkeit. Seit 1987 als Dozentin für Violoncello an der Musikschule Hannover und als Kammermusikdozentin bei den Musikkursen der Jeunesses Musicales. Vorstandsmitglied im Landesverband der Jeunesses Musicales Niedersachsen. Zeitweise Mitglied des Bachorchesters Hannover. Rege freie Konzerttätigkeit im Orchester und als Solistin u.a. bei der Internationalen Studienwoche für zeitgenössische Musik und beim Festival Neue Musik Lüneburg.
Benjamin Britten
* 22.11.1913 Lowestoft, Suffolk † 04.12.1976 Aldeburgh
Vor vierzig Jahren starb einer der bedeutendsten Komponisten Englands: Benjamin Britten. Er wurde am 22. November 1913 in Lowestoft (Suffolk) als jüngstes von vier Kindern geboren. Sein Vater Robert war Zahnarzt, seine Mutter Edith gab ihm die ersten Klavierstunden als er fünf Jahre alt war. Mit dem Schuleintritt wurde der Komponist Frank Bridge sein Lehrer in Klavier und Bratsche, der ihn maßgeblich beeinflusste. Seine ersten Kompositionen verfasste Britten im Alter von acht Jahren. Mit den Variationen zu einem Thema von Frank Bridge (1937) erwies Britten nicht nur seinem Lehrer seine Referenz, sondern erregte auch als Komponist erste öffentliche Aufmerksamkeit. 1930-33 studierte er Klavier und Komposition am Royal College of Music in London. 1937 lernte er den Tenor Peter Pears kennen, für den er zahlreiche Lieder und viele Tenorpartien seiner Opern schrieb und der sein Lebensgefährte wurde. Aus Protest und als erklärter Pazifist verlässt Britten 1939 Europa und geht in die USA, kehrt jedoch 1942 wieder nach England zurück. Den Kriegsdienst verweigert und wird als Kriegsdienstverweigerer anerkannt. Er lässt sich in Aldeburgh nieder und widmet sich der Komposition und der Aufführung seiner Werke als Dirigent und Klavierbegleiter (meist mit Peter Pears). Mit Benjamin Britten hat England seit Henry Purcell wieder einen bedeutenden Komponisten, der eine eigenständige englische Oper schuf. Über Film und Rundfunk war Britten zum Theater gekommen. Seine erste Oper Peter Grimes (1944) war ein umfassender Erfolg und gehört heute zum Repertoire der Bühnen. Auch seine zahlreichen weiteren Opern fanden internationale Anerkennung. Es bildete sich die „Englische Operngruppe“, für die Britten jährlich ein Werk (meist ohne Chor und in Kammerbesetzung) schrieb und die mit diesen Werken auf Reisen ging: Raub der Lukretia (1946, mit einem Kammerorchester von zwölf Soloinstrumenten), Albert Herring (1947, komische Oper), Billy Budd (1951, nach Melville), Gloriana (1953, Krönungsoper). Bei der Kinderoper Wir machen eine Oper (1949) ist das Publikum zur aktiven Mitwirkung eingebunden. Sein Gesamtwerk umfasst daneben auch Kammermusik, Lieder, Sinfonien (Sinfonia da Requiem, 1940), Variationen und Fuge über ein Thema von Purcell, und Klavier- und Violinkonzerte in einem gemäßigt modernen Stil. 1974 wurde die Oper Tod in Venedig (nach Thomas Mann) uraufgeführt, gleichzeitig sein letztes Werk. Benjamin Britten starb am 4. Dezmeber 1976 in Aldeburgh. 1948 hatte er in seinem Wohnort Aldeburgh ein Musikfestival gegründet, das bis heute besteht.
„Als Johann Sebastian Bach seine Suiten für Violoncello-Solo schrieb, neigte sich die Epoche, in der das Gambenspiel und die Gambenkomposition zu höchster Blüte gelangt war, gerade ihrem Ende entgegen; das Cello hingegen befreite sich aus den Fesseln, die ihm lediglich als generalbassstützendes Instrument auferlegt waren, und entwickelte sich mehr und mehr zum selbständigen Melodieträger. Seitdem hat die Spieltechnik des Cellos - befruchtet durch die neuartige Verwendung bei den Klassikern und die noch selbständigere Behandlung des Instruments in der Zeit der Romantik - bedeutende Fortschritte gemacht, und seine Stellung innerhalb des heutigen Instrumentariums ist eine völlig gleichberechtigte geworden.
Diese Wandlung und die gerade in unserer Zeit lebendige und verantwortungs-bewusste Beschäftigung mit den historischen und künstlerischen Belangen des musikalischen Barockzeitalters zwingt zu einer Überprüfung der Editions- und lnter-pretationstechnik der Bachschen Cello-Suiten. Der Herausgeber muss bei seiner Arbeit eine Reihe von besonders schwierigen Fragen lösen. Er kann sich nicht damit begnügen, den Urtext mit der originalen Spielanweisung zu geben, sondern er muss einen aus dem Geiste des Werkes geborenen, auf der heutigen Spielweise fußenden Interpretationsvorschlag finden. Nicht, zuletzt gilt es, die fortgeschrittene Technik ganz in den Dienst der motivischen, thematischen und formalen Klarlegung des Kunstwerks zu stellen.“
Prof. Günther Ramin
Zoltán Kodály
* 16.12.1882 Kecskemét, † 06.03.1967 Budapest
Der ungarische Komponist Zoltán Kodály war einer der bedeutendsten Komponisten seines Landes. Nach dem Zweiten Weltkrieg war er der führende künstlerische Botschafter Ungarns. Vor 50 Jahren starb er im hohen Alter von fünfundachtzig Jahren. Geboren wurde er am 16. Dezember 1882 in Kecskemét. Von seinem Vater bekam er den ersten Unterricht in Geige. Ab 1900 studierte er an der Franz-Liszt-Musikakademie in Budapest und begegnete dort als Student Béla Bartók, mit dem er bereits 1905 die erste von mehreren gemeinsamen Rundreisen unternahm, um das Volksliedgut seines Heimatlandes zu erforschen und zu dokumentieren. Bei einem Aufenthalt in Paris lernte er auch die Musik von Debussy und dessen Schülern kennen. Diese beiden Erfahrungen übten einen entscheidenden Einfluss auf das kompositorische Schaffen Kadálys aus. Seine frühen Werke lassen häufig noch den Einfluss der deutschen Romantik erkennen, in späteren Stücken treten die unregelmäßigen Rhythmen und häufig wiederkehrenden Phrasen ungarischer Musik, oft vermischt mit den farbigen Harmonien des französischen Impressionismus zutage. Während seine Neun Klavierstücke (1909) sehr impressionistisch klingen, weist sein erstes Streichquartett aus derselben Periode, das auf Volkslieder zurückgreift, schon auf die neuen Entwicklung voraus. Kodálys Hauptwerk ist der Psalmus Hungaricus (1923) für Tenor, Chor und Orchester. Weitere bedeutende Werke neben zahlreichen Kammermusikwerken sind die Musik zu einem Singspiel Háry János (1926, daraus auch eine Orchestersuite), sowie Tänze aus Gálanta (1931) und eine Missa brevis (1942). Kodály war zeitlebens ein leidenschaftlicher Musikpädgoge. Er lehrte 35 Jahre lang an der Budapester Akademie und engagierte sich enthusiastisch für eine bessere Musikausbildung der Kinder und Jugendlichen. Zu seinen Werken, welche die Musikerziehung in Ungarn revolutionierten, gehören auch 333 Übungen zum Blattlesen (Blattsingen). Kodály starb am 6. März 1967 in Budapest.
Helmut W. Erdmann
1947 in Emden geboren. Studium in Braunschweig und Hamburg (Flöte bei K. Zöller, Komposition bei D. de la Motte, Elektronische Musik bei W. Krützfeldt). Seit 1971 Lehrtätigkeit an der Musikschule Lüneburg (Flöte, Leiter des Ensembles Neue Musik Lüneburg); seit 1974 Lehrbeauftragter an der Universität Lüneburg, seit 1985 an der Universität Göttingen. Seit 1992 Professor für Komposition/Live-Elektronik an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg. Seit 1971 rege solistische Tätigkeit, vor allem mit dem 1971 gegründeten Varius Ensemble (Hamburg). Seit 1980 außerdem Mitglied des Ensemble Musica Viva (Bayreuth) und seit 1991 Mitglied des Michael Sell Ensembles (Frankfurt). Seit 1975 Künstlerischer Leiter der Veranstaltungsreihe Neue Musik in Lüneburg, seit 1977 außerdem Leiter des Fortbildungs-zentrums für Neue Musik Lüneburg. Zahlreiche Auszeichnungen, u.a. Stipendiat der Deutschen Akademie Villa Massimo (Rom), der Cité Internationale des Arts (Paris), der Stanford University California (USA), 1980 Niedersächsisches Nachwuchsstipendium, 1983 Verleihung des Bach-Preis-Stipendiums der Stadt Hamburg; 1985 Stipendiat der Casa Baldi (Olevano/Rom) und der Cite Internationale des Arts (Paris); 1990 Niedersächsisches Künstlerstipendium und 1991 Kulturpreis des Landkreises Lüneburg; 1996/97 Jahresstipendium des Landes Niedersachsen. Seit 1998 Präsident der Europäischen Konferenz der Veranstalter Neuer Musik (ECPNM). Seit 2006 Präsidiumsmitglied des ECF (European Composer’s Forum). Seit 2007 Vorstandsmitglied des Deutschen Komponistenverbandes sowie der ECSA (European Composers and Songwriters Alliance). Seit 2008 Mitglied im Fachausschuss Europa/Internationales des Deutschen Kulturrates.
Die kompositorischen Arbeiten (ca. 200 Werke) umfassen alle Gattungen, einschließlich elektronischer und live-elektronischer Werke, Konzerte und Rundfunkproduktionen mit eigenen Werken in der Bundesrepublik Deutschland, in Europa, Japan und in den USA.