Montezuma
Bruno Latour. Das Terrestrische Manifest. 2018.
Der »Inhalt« dieses »musikalischen Trauerspiels« wurde im 18. Jahrhundert so annonciert: Die verschiedenen Unternehmungen und Eroberungen der Spanier in dem durch den berühmten Christophorum Columbum während der Regierung des Königs Ferdinandi und der Königin Isabella von Spanien entdeckten Westindien sind in der Historie zur Gnüge bekannt. Besonders war die Unternehmung des Ferdinando Cortes in Mexiko eine der merkwürdigsten. Der damals regierende König von Mexiko, Montezuma, erlaubte den Spaniern auf guten Glauben den Eintritt in sein Reich; aber er spürte hernach allzuspät die Wirkung eines gar zu leichtgläubigen Vertrauens und einer unzeitigen Großmut, als sie ihm das Leben kostete.
1519 wurden besonders wichtige, identitätsstiftende Heiligtümer der Azteken durch spanische Eroberer geschleift und durch prachtvolle Kirchen überbaut – pyramidale Anlagen wurden von den Eroberern »gekrönt«. – 1755 schuf sich der König von Preußen ein musikalisch-literarisches Selbstporträt als großmütiger Philosophenkönig der Azteken, der Glaubensfreiheit, Toleranz und Großmut lebt: Montezuma. Sein Gegner ist Cortes, ein brutaler, intriganter spanischer Eroberer, der alle Azteken vernichten will. Die Barbaren sind die Europäer – ein moderner kritischer Ansatz in der Beschreibung des Kolonialismus? – Friedrich der Große sollte im Siebenjährigen Krieg, der ein Jahr nach der Uraufführung begann, auch einem Bündnis angehören, das Portugal (nicht: Spanien) einschloss. Und die Kriegshandlungen Großbritanniens, Bündnispartner Friedrichs, und Frankreichs, hatten u. a. Amerika zum Gegenstand und Schauplatz.
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