Fischbacher-Ortmann Quartett
Der Gitarrist Axel Fischbacher ist ein Kind der Hansestadt; der Pianist seines aktuellen Quartetts, Peter Ortmann, ist seit fast fünf Jahren Wahl-Lübecker und wird die Stadt, so seine Aussage, nicht mehr verlassen. Beide wissen schon lange voneinander, sind sich aber zum ersten Mal im Jazzclub liveCV des CVJM in der Großen Petersgrube begegnet.
Dort wurde auch die Idee zu diesem Projekt geboren: Die fundamentale Form aller Jazzmusik improvisatorisch extensiv auszugestalten anhand von Kompositionen, die schon immer zum Sprachschatz des Jazz gehörte. "Extended versions", von populären Standardkompositionen des Jazz - seinerzeit aus Musicals, Broadwayshows hervorgegangenen und von Jazz-Legenden selbst komponiert.
Beide haben ihre Spuren in der Jazz-Szene hierzulande hinterlassen und spielen regelmäßig mit anderen Lübecker Musikern. Gemeinsam haben sie die Idee geboren, das gemeinsame Musizieren im Jazz in eine seiner Urformen zurückzuführen und seine Tradition von starker, spontaner und spannender Kommunikation aufleben zu lassen, jedoch in einem geschlossenen Konzept mit verbindlichem Rahmen vorzustellen.
Vier hoch qualifizierte Musiker treffen aufeinander, allein, aus dem Anlass, der Urform der Kunstform des Jazz zu frönen: Der musikalischen Kommunikation in der Sprache des swingenden Jazz. Ohne Netz und doppelten Boden - und ohne Noten ebenso.
Jazz als innovative Kunstform lebt auf vielen Ebenen und birgt die Qualität, an den Ursprüngen der Musik anzusetzen, nämlich bei der Erfindung eines Ausdrucks im Moment des Geschehens. Als Zeitkunst entsteht und verklingt sie im Moment. Dieses Wesensmerkmal teilt der Jazz mit anderen Musikrichtungen, die für die Aufführung vor einem Publikum bestimmt sind. Jedoch lässt der Jazz darüber hinaus Einzelentscheidungen auf der Bühne zu, welche im weiteren Diskurs des musikalischen Geschehens und der Dialoge aufgehen. Daher wird Jazz von Akteuren und Publikum gerne mit dem Begriff der Freiheit assoziiert und verkörpert in der Geschichte dieser ursprünglich afro-amerikanischen Musikform ein oftmals gefährdetes und gegen Widerstände verteidigtes Gut.
Zitat André Heller: "Jazz ist ein degradiertes, gedemütigtes Wort, ... fand sich als institutionalisierte Scheuklappe einiger Puritaner etikettiert. So war es lange Zeit. Und dann kamen Leute wie Miles Davis und Herbie Hancock und viele andere und liefen mit brennenden Schlittschuhen über das Eis, daß allen das mitleidige Lächeln in den Augenwinkeln steckenblieb. Und aus dem Wirrwarr der Terminologien destillierte man das Urwort "Musikmacher" und verzeichnete den wiedergefundenen Kontinent "Jazz" auf den Landkarten zu beiden Seiten des Notenäquators. Man griff aus Vitaminmangel auf die akustischen Grundnahrungsmittel zurück."
Im Jazz ist den Akteuren die Freiheit zur Aushandlung von Ideen gegeben, zum Streben nach einem gemeinsamen Klang, ebenso wie zu Umwegen und zur Suche. Der Freiheitsbegriff ist ebenfalls zentral für das Potential des Jazz, Zuschreibungen von Alter, Geschlecht, sozialer Herkunft und Ethnizität zu überwinden. Die Erlangung eines unverwechselbaren Klangausdrucks ist für Jazzmusikerinnen und Jazzmusiker daher essentiell. Gegenwärtige spontane Entscheidungen und unverwechselbarer Klangausdruck artikulieren sich in der Improvisation.
Das Quartett verfolgt das Ziel einer intensiven musikalischen Kommunikation mit- und untereinander im Zeitverlauf eines Musikstücks. Die Titel sind dabei den beiden großen Songbooks des Jazz entnommen, dem US-amerikanischen einerseits und dem bereits über fünfzig Jahre angewachsenen europäischen Stückefundus entnommen.
Die Kompositionen und Improvisationen des Programms werden der Bedeutung der musikalischen Intensität angemessen zelebriert - und zwar im gleichsam metaphysischen Zusammenwirken der - bildhaft hautnahen - musikalischen Kommunikation der Musiker wie auch in der Entwicklung zu musikalisch-artistischen Höchstleistungen der Solisten, angespornt und vorangetrieben durch die Begleitung der anderen Bandmitglieder, jeweils in der kollegialen Absicht, ein optimales musikalisches Ergebnis zu erreichen und dem Publikum ein Musikerlebnis erster Güte zu gestatten.
Dieses dergestalt definierte Kunstprinzip möge einem Lübecker Publikum - und einem solchen in der unmittelbaren nahen und weiteren Umgebung - geboten werden in Form eines Konzertabends der anderen Art, das unvergesslich zu bleiben die Absicht hat.
Das Quartett hat mit Bedacht die Form einer kleinen Tournee gewählt und damit die Konzertabende in eine fortlaufende Reihe musikalisch sich weiterentwickelnden kreativer Ideenphasen gebracht. Dadurch wird sich die Kommunikationsweise unter den musikalisch-instrumental Agierenden sowohl verändern als auch im besten Falle verdichten und ein interessiertes Publikum hat die Möglichkeit, dem Ensemble rein geographisch zu folgen - es sozusagen zu verfolgen.
Die Geschichte des Jazz hat ihren Beginn in der Improvisation. Aus ihren mannigfaltigen Ausdrucksformen hat sich über die Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts eine musikalische Kunstform ergeben, die schlechthin als die originäre Musikkultur auf dem nordamerikanischen Kontinent bezeichnet werden kann, die aber auch eine globale musikalische Einflussnahme zu verzeichnen hat, alle Musik der Welt in ihre Musizierweisen integrieren konnte und auf dem europäischen Kontinent zuerst veritable Nachahmer und hernach emanzipierte kreative Protagonisten eines neuen, aktuellen Jazz hervorgebracht hat.
Das Fischbacher-Ortmann Quartett möchte die wesentlichen Momente dieser globalen Musikform in seinen Konzertabenden voll Intellekt, Kreativität und Spielfreude bündeln.
Fischbacher-Ortmann Quartett - Die Besetzung
Axel Fischbacher - Gitarre
Axel Fischbacher, 1956 in Lübeck geboren, ist ein deutscher Jazzgitarrist, Komponist und Produzent. Er spielt im Laufe seines Lebens zahlreiche Tourneen in Europa, Kanada und den USA und tritt auf den meisten namhaften Jazzfestivals auf. Er veröffentlichte bis heute elf Alben als Bandleader, wirkte bei über 50 weiteren Tonträgeraufnahmen mit und spielte mit zeitgenössischen Jazzgrößen wie beispielsweise mit Danny Gottlieb, Mark Egan, Adam Nussbaum, Ohad Talmor, Marc Johnson, Michal Urbaniak, Joe Haider, Barney Willen, Steve Grossman, Curt Cress, Stu Goldberg, Hermeto Pascoal sowie Ronnie Burrage, um nur einige zu nennen.
Axel Fischbacher ist Initiator und künstlerischer Leiter der Konzertreihen Blue Monday und Capio-Jazz in Hilden, der Jazzattack-Konzertreihe in Krefeld, sowie der regelmäßigen Musik-Workshops "Summerjazz", "Vocaljazz", "Crossover Bandmeeting" und "Guitarmeeting" ebenfalls in Hilden. Fischbacher arbeitet abwechselnd in New York, Kanada und vielen Ländern Europas, lebte in Spanien, Österreich, der Schweiz und aktuell in Nordrhein-Westfalen.
Peter Ortmann - Klavier
Peter Ortmann, Jahrgang 1951, wuchs im Ruhrgebiet auf, spielte als Schüler Schlagzeug in der Schulband und später als Student Klavier in diversen Jazz-Formationen, u-a- im Joe-Viera-Sextett, bei "Train" und "Pinocchio".
Er unterrichtete an den Musikschulen in Münster, Oldenburg und Cloppenburg, bei Jazz-Kursen in Burghausen, Münster und Barsinghausen und nahm einen Lehrauftrag für Jazzklavier an der Mercator-Universität Duisburg wahr.
Nach seiner Promotion war er Bildungsreferent in der Akademie Remscheid für kulturelle Bildung und Medienerziehung und arbeitete im Organisationsteam des dortigen Sommerkurses für Jazz und Rock mit. Seit der Gründung des Bundesjazzorchesters im Jahre 1989 führte er für 25 Jahre als Projektleiter das Management dieser nationalen Jugend Bigband beim Deutschen Musikrat und gründete dort 1997 die Bundesbegegnung „Jugend jazzt“. Von 2003 bis zu seinem Ausscheiden aus dem Musikrat im Jahre 2012 war er zudem Künstlerischer Geschäftsführer der Deutscher Musikrat gemeinnützigen Projektgesellschaft
Seit März 2013 lebt Peter Ortmann in Lübeck.
Er ist Mitbegründer des „jazz pool Lübeck e.V.“, spielt als Pianist in der Peter Herbolzheimer European Jazz Academy und regelmäßig mit Musikern aus Lübeck und Hamburg. "trioPLUS" nennt sich seine eigene Formation, mit der er u.a. die Konzertreihe "trioPLUS trifft Europas Jazz Legenden" in der St. Petri-Kulturkirche in Lübeck bestreitet.
Volker Heinz - Kontrabaß
Volker Heinze studierte von 1985 bis 1989 Kontrabass an der Hochschule für Musik in Köln und arbeitet seither als Musiker in sehr unterschiedlichen Formationen.
Wegen seiner stilistischen Bandbreite gehört Volker Heinze zu den gefragtesten Bassisten der Kölner Jazzszene.
In Konzerten und für CD-Veröffentlichungen arbeitete Volker Heinze u.a. zusammen mit Charlie Mariano, Lew Soloff, Kenny Wheeler, Reiner Witzel, Cattleya, Wolfgang Engstfeld, Gabriel Perez, Pablo Paredes und vielen anderen.
An den Schauspielhäusern in Köln, Bonn und Düsseldorf wirkte er in zahlreichen Produktionen mit.
Roland Höppner - Schlagzeug
Roland Höppner hat im Rahmen der Hildener Jazztage 2006 zusammen mit Axel Fischbacher die "Blue Monday"-Konzertreihe aus der Taufe gehoben. Als Schlagzeuger der „Hildener Festival Band“ war er mit dabei, als zum ersten Mal „Livejazz“ im Blue Note gespielt wurde.
Roland Höppner arbeitet als Dozent für Schlagzeug an der Jazzakademie Dortmund und an der "Offenen Jazzhaus Schule" in Köln.
Die Liste der Musiker, mit denen er aufgetreten ist und aufgenommen liest sich gleichsam wie ein „Who is Who“ der neueren deutschen und europäischen Jazzszene. Zu nennen sind u.a. Stefan Bauer, Uli Beckerhoff, Henning Berg, Matthias Bergmann, Henning Berg, Matthias Bröde, Till Brönner, Jeanne Carrol, Eugen Cicero Trio, Silvia Droste, Gerd Dudek, Christoph Eidens, Dietmar Fuhr, Wolfgang Fuhr, John Goldsby, Pierre-Alain Goualch, Gunther Hampel, Ingmar Heller, Paul Heller, Christian Kappe, Albert Mangelsdorff, Charlie Mariano, John Marshall, Matthias Nadolny, Klaus Osterloh, Rick Packham, Uwe Plath, Lonnie Plexico, Christian Ramond, Rolf Römer, Hans-Peter Salentin, Helge Schneider, Norbert Scholly, Harvie Swartz, Peter Weniger, Frank Wunsch und viele mehr.