Seit vielen Jahren mischt die „Komik-Kaze-Kabarettistin” die deutschsprachige Comedy-Szene auf und begeistert dabei immer wieder aufs Neue.
In ihrem 6. und jüngsten Soloprogramm #LACH_MICH setzt die Italienerin mit schwäbischem Migrationshintergrund da an, wo sie bei ihrem letzten Programm „Die Hölle des positiven Denkens“ aufgehört hat. Sie lässt sich ungebremst, über den Wahnsinn unserer Gegenwart aus. Vor nichts und niemanden macht sie halt, schon gar nicht vor sich selbst.
Dolce Vita im Hamsterrad, so hat sich die Moresco ihre Zukunft nicht vorgestellt. Früher war sie ihrer Zeit voraus – jetzt kommt sie nur noch hechelnd hinterher. Das Problem mit dem Leben auf der Überholspur ist, du kommst viel schneller dahin, wo du gar nicht hin willst. Wo ist der Stau, wenn man ihn braucht? Kein Mensch hat mehr Zeit, die Meisten macht schon eine Minutensuppe nervös. Hetze ist Alltag, Leistung das elfte Gebot und Fehler werden nicht mehr toleriert.
Zum Ausgleich fliegt man zum Detoxen nach Indien, zum Meditations- und Yogaretreat, mit morgendlichem Achtsamkeitsseminar. Herrlich, mit sich wieder im Einklang zu sein, aber wehe im Strandcafé gibt‘s kein Wlan, dann ziehen im sonnigen Paradies ganz dunkle Wolken auf. Wenn du nicht täglich ein Selfie postest, glaubt doch keiner, dass du noch lebst.
Wie bekloppt ist das, früher waren Haus und Auto ein Statussymbol, heute zeigt man sein gesamtes Leben auf Instagram. Alles muss in das Quadrat passen und die angesagte instagrambility haben: - Urlaubsziele, Restaurants, Lebenspartner.... Und ganz wichtig sind Follower und Likes. Die bestimmen heute deinen Wert. Like mich am Arsch, sagt die Moresco.
Wieso züchten Eltern ihre Kinder immer noch zu studierenden, systemkompatiblen, Wissensfressern auf? Heute machst du mit „nichts können“, den Durchbruch. Sei klug, bleib dumm. Influenzer sind die Götter des 21. Jahrhunderts. Zu schade, dass es gegen die keine Impfung gibt. Für die Älteren, Influenzer ist, was früher der Schülerlotse war. Und wenn du keine Millionen Follower hast, brauchst du erst gar nicht mehr das Haus zu verlassen.
Ist aber nicht tragisch, dank Siri, Alexa, Foodora und all den anderen Bitches, kannst du ja mittlerweile bräsig deine wilden Tage, netflixend, auf der Couch ableben. Körper und Hirn deaktiviert - Smartphone aktiviert, und wenn‘s dir langweilig wird, unterhältst du dich mit deinem neuen Kühlschrank. Früher hätte man dich dafür weggesperrt, heute antwortet der. Nichts gegen künstliche Intelligenz, aber wollen wir es vorher nicht erst mal mit natürlicher versuchen...
Texte: Patrizia Moresco
Musik: Clemens Winterhalter
Regie: Lutz von Rosenberg Lipinsky