Die Sauna aus München spielt Popmusik, wie man sie erfrischender und offenherziger
kaum fabrizieren könnte. Zwischen Schrammeln und Schmusen, Ironie und bitterem Ernst
präsentieren sich die Musiker tritt- und zukunftssicher – indem sie einfach machen, was
sie wollen. Ihr feines Gespür für Klang und Worte trägt sie dabei verlässlich über Genre-
Grenzen hinweg. Kurz und gut: Wer anspruchsvolles Songwriting mag und Langeweile
hasst, sollte diese Band 2018 fest im Blick behalten.
Nach der 2017 erschienenen Debüt-EP »Elektra« und Shows mit u.a. Wanda und Blond,
servieren uns die Indie-Freigeister das, was in der Summe ihr Debütalbum hätte sein
können. Doch stattdessen kommt die neue Musik in vier Gängen zu je drei starken neuen
Songs.
Es geht um Konflikte, die jeder kennt, aber noch kaum eine Band so packend vertont hat wie
Die Sauna, um Party, Rausch, Kontrollverlust. Der Übergang von Emotion zu Emotion, von
Verletzlichkeit zu Aggressivität, vom Realen ins Fiktive, von Staub zu Schweiß und wieder
zurück ist fließend.
All das ist wieder typisch Die Sauna: Hier wird nicht mit Klischees Konsens erzeugt, sondern
intensiv abgeliefert, mit plastischer Bildsprache, doppelten Böden und allem, was
dazugehört. Der erfrischend offene musikalische Ansatz lässt keinen Zweifel: Hier macht
jemand sich Gedanken. Jemand, das sind eigentlich viele: sechs talentierte Querdenker aus
München, die über ihren Bandnamen längst hinausgewachsen sind. Rastlose Musiker, bei
denen jedes Wort klingt, als hätten sie es für ihren Text einfach mal neu erfunden. Und
deren Kunst alles ist, nur eines nicht: berechenbar.
Diese Musik macht was mit einem. Und sie braucht Platz – zum Klingen, zum Denken, zum
Fühlen. Gebrauchshinweis aus erster Hand: »Man darf sich auch ekeln oder gruseln.« Das
heißt, falls man aus dem Staunen wieder rauskommt.