Vernissage am Donnerstag, 17.05.2018, ab 20h
Finissage am Sonntag, 17.06.2018, von 11-16h
x-porn in der xpon-art ist mehr als ein Wortspiel, sondern der Dialog über ein aktuell wie historisch verbreitetes Thema: Pornografie, die vom klassischen Akt, über Food-Porn bis hin zur medialen Körperinszenierung ein weites Spektrum aufweist. Von ‚leider geil‘ bis ‚voll porno‘ finden sich in unserer Gesellschaft Bewertungsformen in Assoziation zur Pornografie. Doch noch nie gab es bei einem ausgeschriebenen Thema der xpon-art eine derartige Hemmung und Zurückhaltung, künstlerische Arbeiten unter dem Label ‚nicht jugendfrei‘ zu zeigen. Zehn zeitgenössische Künstler*innen zeigen mutige, sinnliche, humorvolle, kritische und spielerische Arbeiten zu einer Auseinandersetzung mit Pornografie in Malerei, Zeichnung, Installation, Objekt, Performance, Fotografie und Film.
Dieter Krug beschäftigt sich als Künstler und Lastwagenfahrer seit Jahren mit freier Sexualität und geht in seinen Arbeiten jeglichen Formen von sexueller Lust und Genuss nach. Aus seiner persönlichen Sammlung zeigt er die bisher noch nie öffentlich ausgestellte Raum-Bild-Collage ‚Laster‘.
Wo beginnt und endet körperliche, oder auch kulturelle Freizügigkeit? Elisa B. Matern bietet in ‚Die Brüste der Freiheit‘ eine Kontaktaufnahme zur weiblichen Brust, als erotischer Blickfang und als Symbol von Weiblichkeit.
In seiner Arbeit ‚when the last bubble bottle pops‘ spürt Florian Huber visuellen Metaphern und den verschiedenen Bedeutungsebenen ihrer Versprachlichung nach. Sein ‚Eiserner Vorhang’ ist ein blickdurchlässiger Raum-Teiler aus Champagnerkorkenverschlüssen, sogenannten Agraffen. Champagner als Symbol von Luxus, wenn nicht gar Überfluss, ist assoziativ per se mit einem gesellschaftlichen Milieu verknüpft, dass seinen sozialen Status gerade auch durch Abgrenzung definiert. Mittrinken kann nur, wer sich durch Geburt oder Wohlstand Zugang verdient. (Ausschnitt aus der Rede von Anne Simone Krüger im Staatstheater Darmstadt)
Vor den Malereien von Friederike Just werden Betrachtende zu Voyeuren. Sie stehen unter dem Motto Porn(soft), denn die meist harmlosen Protagonisten werden in ihrem alltäglichen, oder gar langweiligen Dasein als Player „missbraucht“. Sie spielen mit, als Teil einer facettenreichen Gesellschaft, vielleicht sogar mit Lust, Liebe und Leidenschaft.
Gerald Chors reflektiert in seinen Arbeiten die Photographiegeschichte, insbesondere die des Polaroids - oder Pornoroids. Von Blüten und Stengeln, beginnend mit einer Hommage, über handfestes Material zu dem, was wir glauben zu sehen, sehen zu wollen, oder glauben, sehen zu müssen.
Bezugnehmend auf medial vermittelte Bilder von Sexualität inszeniert Ida Lorbach Motive, die sich wild oder selbstbestimmt zu bestehenden Stereotypen von Begehren verhalten. Ein weiterer Bezugspunkt ist die Arbeit feministischer Künstler*innen zu und mit gesellschaftlichen Repräsentationen von Körpern. Lorbachs Ansatz konzentriert sich auf das Zeichnen als Verlangsamung, als Reflexion von Bildern und das Experimentieren mit Ausstellungsdisplays.
Katja Staats widmet sich dem mit der Schließung von vielen Videotheken einhergehenden Verschwinden der Orte im hinteren Bereich: Alles andere als paradiesisch, voller Scham, voller Vorurteile, verrucht, schmuddelig und nicht jugendfrei. Andererseits versprechen die dort zu findenden „Filmchen“ uns temporär das Paradies. Mit dem riesigen Schriftzug PARADIES verweist Staats sinnbildlich auf den dennoch allgegenwärtigen medialen Zugang zur Pornografie.
Magnus Pelkowski eröffnet uns in der Inszenierung seiner Malereien eine kleine Peepshow: Von der Realität zur Abstraktion, vom Fleisch zur Seele – Pelkowski spricht unsere Neugier an, die sich in der Betrachtung seiner Arbeiten in einen Voyeurismus verwandeln mag.
Mariola Brillowska beschäftigt sich schon seit Jahren mit dem Thema des Index und wird uns mit einer Video-Installation beglücken. Aber Obacht, während der Eröffnung wird ein Porno-Karaoke-Mitmach-Contest ausgerufen.
Sandris Jaudzems aus Riga beschäftigt sich in seinen Arbeiten mit Sexualität, Realität und Normalität. Seine Zeichnungen und Malereien brachte er in Lettland in einen öffentlichen Dialog, indem er die Arbeiten in öffentlichen Toiletten aushängte. Dort wurden sie durch Graffitis von Fremden ergänzt, die ihre Gedanken und Gefühle auf die Arbeiten niederschrieben. Jetzt vollendet, aber zu progressiv für Rigas Galeristen, brachte er sie ins Exil der xpo(r)n-art für eine erste Begegnung mit dem Hamburger Publikum.
Teilnehmende Künstler*innen:
Dieter Krug
Elisa B. Matern
Florian Huber
Friederike Just
Gerald Chors
Ida Lorbach
Katja Staats
Magnus Pelkowski
Mariola Brillowska
Sandris Jaudzems
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