Wachsen – Wiederholen – Variieren
Verena Freyschmidt · Ralf Gemein · Ildefons Höyng
Eröffnung Donnerstag 20.07.2017 um 19 Uhr
Einführung: Dr. Karina Pauls
Ausstellung 20.07.– 30.07.2017
Öffnungszeiten: Samstag und Sonntag von 15 – 18 Uhr
Für das Künstlerhaus Sootbörn initiiert Ralf Gemein einen Dialog zwischen drei künstlerischen Positionen, von denen jede auf ihre eigene Art und Weise Momente des „Wachsens – Wiederholens – Variierens“ aufweist. Die Arbeiten verhandeln auf vielfältige Weise Fragen der Relation zwischen Farbe und Malgrund, der Rhythmisierung durch Wiederholung bestimmter Formen und Strukturen sowie die Idee der potentiellen Fortsetzbarkeit der künstlerischen Arbeit über Begrenzungen hinweg, die durch ein Format oder eine Wand gegeben sein können.
Ralf Gemein, geb. 1975, studierte von 1997-2002 an der Kunstakademie Düsseldorf in der Klasse von Jan Dibbets (Meisterschüler)
Ralf Gemeins Arbeiten basieren auf einem Formenrepertoire, das sich ursprünglich aus bekannten Gegenständen wie Lego und Playmobil herleitete. Inzwischen sind die Formen so weit abstrahiert, dass sie weitgehend ohne die Assoziation ihrer Bezugspunkte wahrgenommen werden. Durch die Überlagerung verschiedener Muster entstehen komplexe Dialoge zwischen gemalter Fläche und suggerierter Bildräumlichkeit. Die Muster erstrecken sich über Bildgrenzen hinweg und implizieren eine unbegrenzte Fortsetzbarkeit, die dann doch wieder unterlaufen wird. Denn den mehrteiligen Arbeiten liegt ein klares Konzept zugrunde, wodurch sie nicht beliebig erweiterbar sind. In einer Arbeit der Ausstellung werden Teile des Musters erstmalig als im Sinne einer „shaped canvas“ realisiert, wodurch eine weitere Dimension zwischen Bildfläche und Raum erschlossen wird.
Verena Freyschmidt, geb. 1975, studierte von 2000-2006 zuerst an der Akademie für Bildende Künste Mainz bei Winfried Virnich und später an der Kunstakademie Düsseldorf bei Helmut Federle.
Verena Freyschmidts Arbeiten erinnern an organische Strukturen, die in die Fläche zu „wuchern“ scheinen. Nicht ohne Grund tragen sie den Titel „Rhizom“, der auf ein sich immer weiter fortsetzendes „Sich-ausbreiten“ verweist. Es handelt sich bei diesen „wachsenden Gebilden“ um filigrane Papierarbeiten, die an der Wand hängend präsentiert werden. Die unregelmäßigen Formen der Einzelelemente überlagern einander und bilden immer wieder Negativräume, sodass ein Dialog mit der dahinterliegenden weißen Wand entsteht. Die sehr malerischen Binnenstrukturen der einzelnen Formen verweisen ebenfalls auf Prozesse des Wachsens. Verena Freyschmidt setzt Zufallsprozesse in Gang, indem sie beispielsweise Farbe oder Tusche verlaufen lässt und das Zusammenspiel von Papier und Farbe beobachtet und schließlich mit Pinsel und Stift in die zufällig entstandenen Strukturen eingreift. In der Ausstellung entsteht ein Kontrast zwischen den sich frei über die Wand des Ausstellungsraumes entfaltenden „Rhizomen“ und den Malereien Ralf Gemeins und Ildefons Höyngs, die mit der Begrenzung eines Bildträgers arbeiten.
Ildefons Höyng, geb. 1959, studierte von 1980-1986 an der Kunstakademie Düsseldorf in der Klasse von Gerhard Richter (Meisterschüler)
Ildefons Höyngs Bilder sind gegenstandslos und schaffen gerade dadurch den Raum für eine konzentrierte Auseinandersetzung mit der Farbe, die von jeder abbildenden Funktion befreit ist. Zu sehen sind auf den ersten Blick horizontale oder vertikale Streifen unterschiedlicher Farbigkeit, die sich über das gesamte Format erstrecken. Bei genauerer Betrachtung spricht jeder Farbstreifen seine eigene Sprache und interagiert mit den angrenzenden Farben und ihren spezifischen Charakteristika. So liegen beispielsweise deckend gemalte und klar konturierte Streifen neben luftigen, fast durchscheinenden Vermalungen, die ihre Leichtigkeit nicht zuletzt dem Kontrast zu den benachbarten Farbstreifen verdanken. Dass dieser Prozess des Auslotens des Ausdruckspotentials der Farbe unendlich fortgesetzt werden kann, wird in der Ausstellung durch die Art der Präsentation unterstrichen, indem „Bilder“ aus mehreren Einheiten zusammengefügt werden oder sich von der Wand bis auf den Fußboden erstrecken.
Fehlende Spielstätte:
Künstlerhaus Sootbörn (Facebook-ID 324618767956583)
Sootbörn 22
22453 Hamburg