Trajal Harrell: Maggie The Cat
Für alle, die genauso süchtig nach den leidenschaftlichen Tragedy-Performances von Trajal Harrell sind wie wir: Nach O MEDEA beim Live Art Festival #9 kommt der wohl stilsicherste Choreograf der weltweiten Tanzszene zurück nach Hamburg, um im Rahmen der Spielzeiteröffnung mit MAGGIE THE CAT den zweiten Teil seiner Trilogie »Porca Miseria« zu zeigen. Seine dreiteilige Studie über »bitches« beschäftigt sich mit mächtigen Frauen aus Literatur und Wirklichkeit und widmet sich in ihrem zweiten Teil Tennessee Williams‘ Klassiker »Die Katze auf dem heißen Blechdach«. Trajal Harrell entschlackt Williams’ Südstaatendrama über die unnahbare und explosive Maggie, die im Film mit Liz Taylor ihren vollendeten Ausdruck fand, und konzentriert sich auf das stolze Temperament der Protagonistin. Maggie mit ihren Launen und Lüsten steht im Zentrum des Abends, der sich auch den schwarzen Bediensteten zuwendet, die in Williams‘ Stück fleißig, aber
stumm nur im Hintergrund agieren. Harrell entfaltet ein Interieur zwischen Küche und Salon, zwischen Schlafzimmer und Veranda, das die gesellschaftlichen Konstruktionen einer segregierten Gesellschaft gleichermaßen sichtbar macht wie dekonstruiert, und den amerikanischen Süden dabei tanzt, voguet und feiert. Harrell, der mit seiner Serie »Twenty Looks or Paris Is Burning At The Judson Church« den Voguing Stil in den zeitgenössischen Tanz überführte und damit weltberühmt wurde, bedient sich alter und neuer Methoden, um Geschichte qu(e)er zu denken. Jetzt wird alles gut, Maggie! His Trajalness is coming.