Tilmann Zahns filigrane Arbeiten aus zerrissenem Papier bewegen sich zwischen Malerei und Objekt. Er setzt sich mit den Themen Zerbrechlichkeit und Stabilität auseinander und fängt den flüchtigen Zustand ständiger Veränderung ein. Zu Beginn zeichnet er ein feines Lineament mit Bleistift und Graphit auf das Papier - gedankliche und emotionale Eingebungen zwischen Andeutung und Konkretem, das sich nicht entschlüsseln lässt. Das Papier ist gleichermaßen Bildträger wie auch selbst Bild, da das Verfahren des Herausreißens einzelner Stücke ein Gebilde entstehen lässt, das eher einer Skulptur gleicht als einem gemalten Bild. Die Risskanten des Papiers lassen sich variieren und können so gestaltet werden, dass sie die Vermischung von organischem und nicht-organischem Material nachempfinden, wie sie sich ergibt, wenn beispielsweise eine im Zersetzungsprozess befindliche Eisenkonstruktion von Erdreich bedeckt wird. Am Ende des Prozesses durchdringt verdünnte Ölfarbe – häufig an Rost oder oxidiertes Kupfer erinnernd – das Papier und lässt dabei eine Tiefenwirkung entstehen, die Platz für die Geheimnisse der Orte und Zustände bietet, die den Künstler inspirieren. So oszillieren die Ölpapiere häufig zwischen Fragilität, organischer Lebendigkeit und scheinbar metallener, konstruktiver Architektonik. Die Farbe, die Textur der Oberfläche, die räumliche Wirkung und die Komplexität der vielgliedrigen Konstruktionen sind Bedeutungsträger einer Sprache, die bewusst das allzu Eindeutige vermeidet. Die Präsentation, fast schwebend mit Abstand zur Wand, unterstreicht nicht nur die Objekthaftigkeit der Werke, sondern verweist mit ihrem Schattenwurf gleichzeitig auch auf die Flüchtigkeit und Veränderlichkeit, die jeder Form, jeder Schöpfung und jedem Wesen innewohnen.
Die Arbeiten von Tilmann Zahn thematisieren den stetigen Strom von Vergehen und Entstehen als Transformationsprozess des Lebendigen, das kein Ende kennt und permanent Neues hervorbringt.
Der Künstler wurde 1966 in Osnabrück geboren, ist in Düsseldorf aufgewachsen und lebt seit 1990 in Basel.