Vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie und der damit verbundenen Frage, wie Menschen mit Krisen umgehen, erhält das Zukunftsszenario der polnisch-syrischen Designerin Anna Banout (*1993) eine besondere Aktualität: Was wäre, fragt sie in ihrem Experiment, wenn die syrische Bevölkerung auf den Mars auswanderte? Wie bewahren Menschen eine Kultur, die ihren Ort, ihre Objekte und ihre Alltagsrituale durch Zerstörung und Flucht verloren hat? Banout entwirft eine „Art Memory Box der Zukunft“ mit Erinnerungsobjekten, in denen die kulturelle Identität Syriens weiterlebt und zugleich die neue Lebenswelt im All und auf dem Mars als jüngste Erfahrung der Gemeinschaft eingeschrieben ist. Die Objekte sind miteinander kombinieren, so dass die Erinnerungskultur gelebt und weitergegeben werden kann.
Anna Banout ist die erste Künstlerin, die mit ihrer Intervention eine Neuorientierung der Sammlung islamische Kunst im MKG mit dem Schwerpunkt auf zeitgenössische Design- und Gestaltungspraktiken markiert. Dahinter steht die Frage, wie Museen zukünftig islamische Kunst ausstellen wollen, um in einem zunehmend polarisierten Umfeld Gesprächsangebote zu schaffen. Das MKG versteht die Vorstellungskraft und Experimentierfreude der Designerin als wertvollen Impuls für die Neubefragung der Sammlung: Ziel ist es, die Kunstwerke nicht mehr nur als historische Objekte zu betrachten, sondern ihnen neue Bedeutungen zu geben. Das Projekt von Anna Banout erlaubt neue Räume für Erfahrungsaustausch und Wissensproduktion und geht weit über die herkömmliche Ausstellungstätigkeit hinaus.
Anna Banout wurde 1993 in einer syrisch-polnischen Familie in Polen geboren und wuchs in einem polnischen Dorf auf. Im Jahr 2017 schloss sie ihr Studium an der Akademie der Bildenden Künste in Warschau ab. Heute lebt und arbeitet sie Berlin.
Die Ausstellung wird gefördert vom Polnischen Institut Berlin