»Dieses Trio ist unglaublich gut aufeinander abgestimmt, und man merkt, wie sehr sie sich gegenseitig vertrauen«, hieß es vor einiger Zeit im BBC Radio über das 2007 gegründete Sitkovetsky Trio, das es mit den Jahren wahrlich zu einer außergewöhnlichen Qualität gebracht hat. Ihnen zur Seite steht der andalusische Klarinettist Pablo Barragán, der mit seinem differenzierten und farbenreichen Spiel Geschichten erzählt – so etwa die von Olivier Messiaens »Quartett für das Ende der Zeit«.
Der französische Komponist war bereits viele Monate in Kriegsgefangenschaft, als er das »Quatuor pour la fin du temps«, wie es im Original heißt, 1941 in einem Lager bei Görlitz vollendete und zur Uraufführung brachte. Die ungewöhnliche Besetzung für Klarinette, Violine, Violoncello und Klavier ergab sich aus mitinhaftierten Musikern und dem Komponisten selbst am Klavier. Heute gilt das Quartett als eines der zentralen Kammermusikwerke des 20. Jahrhunderts. Durch und durch geprägt vom tiefen katholischen Glauben des Komponisten, hat die Musik eine enge Verbindung zur biblischen Offenbarung des Johannes. Der Komponist beschreibt sein Werk selbst: »Die Motive bringen den Hörer der Ewigkeit in Raum und Unendlichkeit näher. Besondere Rhythmen, frei von jeder Takteinheit rücken das Zeitliche in die Ferne. Das Quartett hat acht Sätze. Warum? Sieben ist die vollkommene Zahl, die Schöpfung von sechs Tagen, geheiligt durch den göttlichen Sabbat; dieser siebte Tag dehnt sich aus in die Ewigkeit und wird zum achten des unauslöschlichen Lichts und des unvergänglichen Friedens.« Inmitten der Gräuel des Zweiten Weltkriegs gelingt es Messiaen durch seinen Glauben, Hoffnung und Zuversicht nicht aufzugeben.
Auch im ersten Teil des Abends widmen sich die Musiker:innen, hier im Duo und Trio, französischem Repertoire: Claude Debussys »Première Rhapsodie« für Klavier und Klarinette folgt Maurice Ravels einziges Klaviertrio, 1914 bei einem Aufenthalt im Baskenland entstanden. Nicht nur Klänge, die dem Komponisten hier begegnet sind, verarbeitet er in dem Trio. Auch Anklänge an malaysische Musik sind enthalten – ganz wie es um die Jahrhundertwende in Mode war, »Exotisches« einfließen zu lassen. In die Arbeit an der Komposition mischt sich Ravels Entsetzen über den Ausbruch des Ersten Weltkriegs: »seit vorgestern diese Sturmglocke, diese weinenden Frauen und vor allem der grauenhafte Enthusiasmus der jungen Leute!«, schrieb er an einen Freund.
BESETZUNG
Sitkovetsky Trio Klaviertrio
Alexander Sitkovetsky Violine
Isang Enders Violoncello
Qian Wu Klavier
Pablo Barragán Klarinette
PROGRAMM
Claude Debussy
Rhapsodie Nr. 1 für Klarinette und Klavier
Maurice Ravel
Klaviertrio a-Moll
- Pause -
Olivier Messiaen
Quatuor pour la fin du temps