Simpel
nach dem Roman von Marie-Aude Murail
„Ich bin siebzehn Jahre alt. Mein Name ist Colbert. Ich weiß, ich sehe älter aus. Ich werde hier in Hamburg meinen Schulabschluss machen. Hier in eurer Schule. Habt ihr meinen Bruder gesehen? Habt ihr Simpel gesehen? Die Leute sagen, er ist ein Idiot.“
Colbert sitzt in der U-Bahn. Neben ihm sein Bruder Simpel. Sie sind neu in Hamburg und kennen noch nicht alle Wege. Simpel heißt eigentlich Barnabé, ist 22 Jahre alt, aber geistig auf dem Stand eines Dreijährigen. Seit dem Tod der Mutter kümmert sich der jüngere Bruder Colbert um Simpel. Der Vater hat nochmal geheiratet und vorgeschlagen, Simpel in einer Einrichtung unterzubringen. Colbert hat das abgelehnt und will mit Simpel zusammenbleiben. Sie suchen eine Wohnung und finden zwei Zimmer in einer Studenten-WG. Die Zimmer sind hässlich, aber eine Mitbewohnerin ist sehr hübsch. Während Colbert in der Schule ist, bleibt Simpel zu Hause mit seinem Stoffhasen. Es gibt jede Menge zu erkunden und irgendwann eine WG-Party. Colbert hat zwei Mitschülerinnen, Zahra und Béatrice, eingeladen. Von Simpel hat er nichts erzählt, deshalb soll Simpel in seinem Zimmer bleiben. Irgendwann steht Simpel mit Pappkrone und Zorro-Umhang auf der Tanzfläche und sucht die Prinzessin. Es wird ein rauschendes Fest mit Küssen, Kotzen und Konsequenzen: Simpel hat Bauchweh, die WG eine Krise und Colbert braucht dringend eine Freundin. Es wird kompliziert. Wie soll Colbert das alles schaffen? Schule, Mädchen und seinen manchmal peinlichen Bruder. Es ist nicht gerade simpel! Da mischt sich der Vater ein und informiert das Sozialamt.
„Ich müsste auch ein bisschen an mich selbst denken. Und meinen Opfergeist nicht so weit treiben, dass ich meine eigene Zukunft gefährde.“
In der Fassung des Thalia-Dramaturgen Matthias Günther wird die Geschichte über Anderssein und Behinderung aus der Perspektive Colberts erzählt, der neu in eine Klasse kommt.
»Oh, Oh. Kuckuck!«
© Thalia Theater