Sarah Walks nahezu epische Popsongs sind klanglich bombastisch und aufwühlend, ihre dunkle, kraftvolle Stimme passt dazu wie spezialangefertigt, kurz: Sie ist im Besitz von Pathos und kann damit umgehen. Die Perspektive, aus der sie ihre Geschichten erzählt, ist queer, aber getragen werden diese Geschichten, wie alle guten, von Gefühlen, mit denen alle, die Erfahrungen mit dem Menschsein gemacht haben, etwas anfangen können sollten. Es handelt sich also um die Art hintergründig politischer Musik, die es nicht nötig hat, explizit zu mehr Toleranz und Menschlichkeit aufzufordern. “If I’m singing about a woman, it shouldn’t make it any less relatable”, sagt sie selbst in einem Interview, und damit hat sie in vielerlei Hinsicht deutlich recht: Am Ende brechen unsere Herzen ja alle gleich, und das Ende einer langen Männerliebe im Video zu „Still Frames“ darf und soll und kann und muss auch einen sexuell überaus einseitig ausgerichteten Heteromann wie den Schreiber dieser Zeilen rühren.
Walk wäre schon Grund genug, um uns an diesem Abend einen Besuch abzustatten, aber: Das ist noch nicht alles! Für ihre diesjährige Europa-Tournee hat sich Sarah mit dem britischen Singer/Songwriter Adam Barnes aus Oxford zusammengetan. Beide spielen je ein Solo-Set, werden aber auch einige Songs gemeinsam zum Besten geben.
Es ist im Vergleich schwieriger, über Barnes viele Worte zu machen – ein Mann mit traurigen Liedern, Gitarre und schönem Bart, da ist man gleich schneller ein- und zuzuordnen, klar. Das ist aber kein Grund, den guten Mann zu unterschätzen, denn was hatten wir schon tolle Abend mit bärtigen Gitarrenmännern. Das traurige Gitarrenlied ist, wenn es richtig angefasst wird, noch lange nicht auserzählt.