Mit den sieben Liedern von Alma Maria Mahler wird eine zu wenig als Künstlerin und zu oft nur als Ehepartnerin wahrgenommene Frau vom Beginn des 20. Jahrhunderts geehrt. In der Interpretation von Kate Lindsey wird deutlich: Das ist weit mehr als eine Begleiterscheinung Gustav Mahlers! Es folgt Musik aus dem hohen Norden: Keinem skandinavischen Komponisten sind Klischee-Zuschreibungen wohl mehr zum Verhängnis geworden als dem Finnen Jean Sibelius. Mit der »Finlandia« schuf er die inoffizielle Hymne seines Heimatlandes und ging im Laufe des 20. Jahrhunderts seine eigenen, nicht immer modernen Wege. Zur Krönung zog er sich schon bald in sein einsames Landhaus zurück und nährte das Klischee des »grüblerischen Finnen«. Doch seine erste Sinfonie ist mutig, ausdrucksstark und überwältigend spätromantisch. Ein wichtiges Werk für die Musik auf der Schwelle von der Spätromantik zur Moderne.
Außerdem gibt es noch Musik von György Ligeti zu hören. Den Aussagen von Komponist:innen über ihre eigenen Werke sollte man bekanntermaßen nicht immer 100 Prozent Glauben schenken. Dieses Zitat von dem einst in Hamburg lehrenden Ligeti ist jedoch so voller Bilder, dass sich das Lesen dennoch lohnt: »Ramifications sind gleichsam ein Endpunkt in der Entwicklung von ›dicht und statisch‹ zu ›durchbrochen und beweglich‹. Besonders in den Gegenden, in denen das musikalische Gewebe durchsichtig und engmaschig ist, erscheint eine ganz neue Art von ›unsicherer‹ Harmonik, als ob die Harmonien der gleichmäßigen Temperatur oder gar der Diatonik ›verdorben‹ wären. Die Harmonien haben einen ›haut goût‹, Verwesung ist in die Musik eingezogen. Ramifications sind ein Beispiel dekadenter Kunst.«
BESETZUNG
Philharmonisches Staatsorchester Hamburg Orchester
Kate Lindsey Mezzosopran
Anja Bihlmaier Dirigentin
PROGRAMM
György Ligeti
Ramifications
Alma Mahler
Sieben Lieder
- Pause -
Jean Sibelius
Sinfonie Nr. 1 e-Moll op. 39