Von der ersten bis zur letzten Note beweist die »Marienvesper« die ganze Bandbreite des Könnens ihres Schöpfers – schließlich bewarb sich Claudio Monteverdi mit diesem Werk 1610 vermutlich als Musicus beim Vatikan. Und so gibt der Komponist hier einen Schaulauf all seiner Fähigkeiten. Mit der Oper »LOrfeo« hatte sich Monteverdi gerade erst als Vorreiter eines neuen musikalischen Genres positioniert. Fortschrittlich arbeitet er auch in seine »Marienvesper« die neuen Errungenschaften ein: melodiereichen Sologesang, einfallsreich begleitet vom Orchester. Gleichzeitig präsentiert er sich als Bewahrer der Tradition.
So überführt Monteverdi die gregorianischen Psalmentöne in ein Stimmengeflecht kunstvoller Mehrstimmigkeit. Und demonstriert somit, dass er die Kontrapunktkünste der alten Niederländer durchaus studiert hat »mit heißem Bemühn«. Doch Monteverdis berufliche Ambitionen liefen ins Leere. Vielleicht war sein musikalisches Wunderwerk zu gewagt für die päpstlichen Ohren?
Heute jedenfalls gilt die »Marienvesper« als Monteverdis wohl berühmtestes Sakralwerk. Mit höchster Kunstfertigkeit vereint es die gegensätzlichen Stile von Renaissance und Frühbarock, Tradition und (damaliger) Moderne.
BESETZUNG
NDR Vokalensemble Chor
Ensemble Schirokko Hamburg Ensemble
Klaas Stok Leitung
PROGRAMM
Claudio Monteverdi
Vespro della Beata Vergine »Marienvesper«