NDR Elbphilharmonie Orchester / Iveta Apkalna / Esa-Pekka Salonen
Für sein viertes und letztes Programm mit dem NDR Elbphilharmonie Orchester im Rahmen des groß angelegten Esa-Pekka-Salonen-Schwerpunkts 2021–23 hat der multitalentierte Finne wieder ein neues eigenes Werk mitgebracht. Mit Solokonzerten für Klavier, Violine, Cello und zuletzt Klarinette hat Salonen in der Vergangenheit bereits sein besonderes Gespür für die spieltechnischen und klanglichen Charakteristika des jeweiligen Instruments bewiesen. Nun darf man gespannt sein, was dabei herauskommt, wenn der hochproduktive Komponist sich der »Königin der Instrumente« widmet: der Orgel, die ja mit ihren mannigfachen Pfeifen und Registern locker ein ganzes Orchester ersetzen könnte. Am spektakulären Surround-Instrument der Elbphilharmonie: deren Titularorganistin Iveta Apkalna.
Die Allmacht des Orgelklangs spiegelt der Dirigent Salonen in einem klug komponierten Programm zwischen »soft« und »powerful«, zwischen zärtlicher Liebe und fast wahnsinniger Ekstase. Jean Sibelius fing in seiner Suite »Rakastava« (Der Liebende) mit den bescheidenen, aber ungeahnt visionären Farben von Streichorchester und Schlagzeug eher die lyrisch-gefühlvollen Momente einer jungen Liebe ein – so wie sie in den inspirierenden Gedichten aus Elias Lönnrots finnischer Volkssammlung »Kanteletar« geschildert werden.
Ähnlich machte es Hector Berlioz in seiner romantischen musikalischen Fassung der berühmten »Balkonszene« aus Shakespeares »Romeo und Julia«. Alexander Skrjabin dagegen beließ es in seinem riesig besetzten »Poème de l’extase« von 1908 nicht bei sanften Andeutungen. Sein von manchem Zeitgenossen als »obszön« empfundenes Werk gipfelt in einem wahren Orchesterrausch. »Es war wie ein Eisbad, Kokain und Regenbogen«, kommentierte das der amerikanische Schriftsteller Henry Miller.
Spielstätteninformationen: Elbphilharmonie Hamburg / Großer Saal