Weit offene Räume geschlossen. Die eigentümlichen, menschenleeren Räume von Martin Kasper gewähren, bühnenbildgleich, einen zentralperspektivischen Einblick durch eine fehlende vierte Wandseite. Der Betrachter scheint sich nicht inmitten des Raumes zu befinden, sondern er bleibt außen vor. Zu sehen sind keine privaten, sondern in der Regel öffentliche Räume Hallen, museale Ausstellungsräume, Unterführungen, Garagen.
Sie sind verlassen, das Leben ist aus ihnen gewichen. Spuren des Abbruchs eines praktischen Lebenszusammenhangs, der einmal die Räume sinnvoll füllte, sind zwar sichtbar, aber es finden sich keine direkten Zeugnisse einer individuellen Nutzung. Die Räume haben vielmehr eine raum-zeitliche Dimension, die in ihrer inneren Abgeschlossenheit und Fremdheit weder eine narrativ ergänzende Lesart einfordern noch im Sinne der Spurensicherung als Zeugen einer Erinnerungskultur gelesen werden können.
Indem die dargestellten Räume von allem Leben entleert sind, wird der Betrachter auf den malerischen Prozess selbst, auf die illusionistische Präsentation der räumlichen Gebilde verwiesen. Damit stellt sich aber auch grundsätzlich die Frage, wie es um die objektive Welt bestellt ist und ob sie nicht als reine Vorstellung, als Schein zu entlarven ist.
Zudem löst Kasper in einigen neueren Arbeiten seine bisher eher statischen Raumarchitekturen zugunsten einer stärkeren, manchmal dekonstruierenden Dynamik auf, die sich auch farblich und in der Materialauswahl mitteilt. Verwendete er zuvor Eitemperafarben, die eine mattglänzende, gleichmäßig ruhige Oberfläche erzeugt, arbeitet er nun häufig mit Ölfarben, deren Prozesshaftigkeit im Arbeitsvorgang eine größere Bandbreite an Oberflächenqualitäten in sich birgt. Die teils gespachtelten, nervöseren Texturen der Ölfarben korrespondieren mit der Unwirtlichkeit oder auflösenden Dynamik der Orte.
Martin Kasper, 1962 geboren in Schramberg im Schwarzwald, lebt und arbeitet in Freiburg im Breisgau. Studium der Freien Kunst an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe.
Kaspers Arbeiten waren bereits in zahlreichen auch musealen Ausstellungen in Europa, Amerika, Russland und Asien zu sehen. Er ist Mitglied im Deutschen Künstlerbund.