Am 30. Dezember 1922 wurde im Moskauer Bolschoi-Theater die Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken gegrundet. 100 Jahre spater konzipiert die Kritikerin, Kuratorin und Theatermacherin Marina Davydova das »Museum der ungezahlten Stimmen«. Sie zeigt, wie die Grenzen der Nationalstaaten innerhalb der UdSSR entstanden sind, warum sich diese Grenzen heute als Zeitbomben entpuppen und inwiefern sich die Kulturen der Lander, die einst die Sowjetunion bildeten, schon immer unterschieden haben. Die Besucher*innen betreten einen zum Museum stilisierten Raum, der vor ihren Augen zum Leben erweckt wird, sich verwandelt und einen Parcours durch komplexe Zusammenhange anbietet. Von einer scheinbar objektiven Geschichtsschreibung fuhrt der Weg hin zum Widerspruchlichen, zum existenziell Biografischen. Als offene Opponentin des Krieges Russlands gegen die Ukraine lebt Marina Davydova derzeit im Berliner Exil. Nach der gefeierten Urauffuhrung bei den Wiener Festwochen zeigte sie die HAU-Auftragsarbeit erstmals in Berlin. Anlasslich der Berlin-Premiere diskutieren Davydova, die Schauspielerin Valery Tscheplanowa, Dmitry Vilensky vom Kollektiv Chto Delat und Chulpan Khamatova am 29.09. unter der Moderation von Vladimir Balzer uber die Gegenwart sowjetischer Vergangenheit.