Rau und gleichzeitig elegant wirken die Songs auf Lucrecia Dalts aktuellem Album »¡Ay!«. Oft fühlt man sich erinnert an vertraute Klänge südamerikanischer Musiken. Doch hier blickt man auf sie wie durch ein verzauberndes Kaleidoskop.
Fragmente der Rhythmen von Salsa, Son wie in Zeitlupe, die typischen Bläsersätze der Merengue wehen vorbei, luftige Flöten kreisen und schließlich Lucrecia Dalts Gesang, der fern klingt, entrückt und die Musik doch süß und intensiv zentriert. Es ist, als würde man sich in einem anderen Körper, mit fremden Ohren durch eine Clubnacht mit südamerikanischen DJs staunen.
Diese Wirkung gehört zum Konzept des Albums »¡Ay!«. Ein kosmisches Wesen (Preta), erlebt darauf das erste Mal die irdische Körperlichkeit, den Druck der Gravitation, den Fluss der Zeit, das Spiel der Luftmoleküle, das wir Menschen »Hören« nennen. Lucrecia Dalt treibt hier ein Spiel mit Wahrnehmung, Erinnerung, Hörklischees. Das »Exotische«, das man der Musik ihrer Heimat Kolumbien zuschreiben mag, bekommt hier etwas wunderbar Doppelbödiges.
Lucrecia Dalt arbeitete in Médelin zunächst als geotechnische Ingenieurin, bevor unter anderem die deutsche DJ und Musikproduzentin Gudrun Gut (»Kaltes Klares Wasser«) sie ermutigte, sich mehr der Musik zuzuwenden. Seitdem arbeitet Dalt an den Schnittpunkten von experimenteller Musik und südamerikanischem Songwriting. 2021 schrieb sie den Soundtrack zu Sam Walkers Body-Horror-Film »The Seed«.
BESETZUNG
Lucrecia Dalt electronic devices
Alex Lázaro percussion
PROGRAMM
»¡Ay!«