Lionel Loueke / Ziv Ravitz & NDR Bigband / Pablo Martín Caminero
Laut einer Legende hatte Lionel Loueke als Teenager in Benin kein Geld – also spannte er die Bremskabel von Fahrrädern als Saiten ein. Ein Einfallsreichtum, der zu dem Gitarristen passen würde. Der höchst originelle Stil des sanften Virtuosen ist eine »Offenbarung«; eine Mischung aus beninischer Folklore, jahrhundertealten westafrikanischen Gesängen und modernem Jazz und Blues.
Bereits vor Jahrzehnten lernte Loueke, seit 2005 festes Bandmitglied bei Herbie Hancock, den Israeli Ziv Ravitz kennen. Der ist als Lieblingsdrummer von Größen wie Avishai Cohen und Shai Maestro ähnlich stark beschäftigt. Erst während der Pandemie kam ihr geplantes Duo-Projekt zustande. Beide beherrschen kaum vorstellbare Taktarten und Rhythmen, dabei ist ihr Klang nie verkopft oder anstrengend. Wenn Loueke synkopierte Akkorde spielt, scattet und schnalzt und Ravitz dazu mit federnder Leichtigkeit improvisiert, entsteht ein lebendiger Sound zwischen Funk, Afrobeat und bislang vollkommen Ungehörtem.
Im zweiten Teil des Konzerts geht es mit einem genauso großartigen Zusammenschluss begabter Musiker:innen weiter. Denn eine Besonderheit der NDR-Jazz-Konzerte sind die Geschichten, die dort (weiter)geschrieben werden. So entstanden nach den Auftritten von Omer Klein, Julia Hülsmann, Stefano Bollani, Omar Sosa oder Nguyên Lê über die Jahre immer wieder außergewöhnliche Projekte mit der NDR Bigband.
Jetzt kommt es zu einem weiteren spannenden Treffen: Der spanische Bassist Pablo Martín Caminero, klassisch ausgebildet in Wien, zählt in seiner Heimat zu den angesehensten und erfolgreichsten Jazzsolisten, Bandleadern und Komponisten. Er schreibt für Film und Tanz – seine Leidenschaft gilt der Verbindung von Flamenco und Jazz. Als Arrangeur für sein neues großes Projekt wünschte sich Caminero den Chefdirigenten der NDR Bigband, Geir Lysne. Ihre gemeinsame Uraufführung zelebriert die Fusion der Kulturen.
Spielstätteninformationen: Rolf-Liebermann-Studio / Norddeutscher Rundfunk