Le Grand Macabre
»Ein berauschender Erfolg, eine brillante Präsentation von Ligetis respekteinflößender Partitur und eine entwaffnende Produktion.« So urteilte die New York Times nach drei ausverkauften Aufführungen von György Ligetis Oper »Le Grand Macabre«, mit denen Alan Gilbert in Zusammenarbeit mit dem Regisseur Doug Fitch diesen Meilenstein des modernen Musiktheaters im Mai 2010 erstmals nach New York brachte. Für das Internationale Musikfest Hamburg – das einen Schwerpunkt auf die Musik Ligetis legt – holt das NDR Elbphilharmonie Orchester die viel gerühmte Produktion in einer für die Elbphilharmonie adaptierten Fassung nun auch nach Hamburg.
»Le Grand Macabre« ist eine groteske Parabel auf den Untergang der Menschheit, »eine Oper über die Existenzkrise in der modernen Welt, über die Suche nach dem Sinn des Lebens – bei all seinem Unsinn und aller Verrücktheit«, konstatiert Alan Gilbert. Das rabenschwarze Musiktheater-Spektakel ist nicht zufällig die weltweit meistaufgeführte zeitgenössische Oper.
Ihre Handlung spielt im »soundsovielten Jahrhundert« und kommt in Gang, als Nekrotzar, der personifizierte Tod, aus seinem Grab steigt und die Vernichtung der Menschheit beim Läuten der Mitternachtsglocke prophezeit. Auf diese Botschaft reagieren die illustren Protagonisten in Ligetis »Breughelland« auf ihre sehr eigene Weise: Der Trinker »Piet vom Fass« wird zum Sklaven des »Grand Macabre« Nekrotzar; der Astrologe Astradamors ist froh über die Aussicht, seine obszöne Ehefrau loszuwerden; der Chef der »Geheimen Politischen Polizei« fürchtet einen von der unheilvollen Nachricht ausgelösten Menschenauflauf; und die Liebenden Amanda und Amando kriegen von der bevorstehenden Katastrophe erst gar nichts mit. Am Ende scheitert die Vernichtung der Menschheit übrigens, weil Nekrotzar zu betrunken ist.
Ligetis Musik unterstreicht diese wilde theatralische »Tour de Force« mit einem ganzen Arsenal aus Klängen, Geräuschen, Zitaten aus der Musikgeschichte und Parodien. Als Ouvertüre dient ein Konzert für 12 Autohupen, an anderer Stelle wird die Zwölftonmusik durch den Kakao gezogen oder Franz Schubert zitiert.
Rhythmisch vertrackte Ensembles und haarsträubende Koloraturen verlangen den Akteuren musikalische wie darstellerische Höchstleistungen ab. Und durch die Multimedia-Inszenierung von Doug Fitch, die mit live animierten Videoprojektionen und schrillen Science-Fiction-Kostümen von Catherine Zuber aufwartet, wird der Rahmen der konzertanten Oper fantasievoll gesprengt.