Im alten Ägypten wurden Katzen als Göttinnen der Fruchtbarkeit verehrt – heute sind Katzen die Göttinnen des Internets.
Neben Selfies gehören Funny-Cat-Videos zu den meistgeklickten Inhalten im World Wide Web: Das Stichwort „cat” ergibt auf YouTube mehr als 74 Millionen Treffer. Uns amüsiert, wenn Katzen ihren Kopf durch Toastbrotscheiben stecken, sich vor Salatgurken erschrecken oder sich in albernen Kostümen präsentieren. Der digitale Weg der rätselhaften Samtpfoten bahnte sich von Memes, zu Gifs, über Videos, bis hin zu Star-Katzen mit Fanbase. So wurde beispielsweise Grumpy Cat ein eigener TV-Film gewidmet und ihr mürrisches Gesicht ziert Kalender, Wahlplakate oder die Flaschen des Eiskaffees Grumppuccino.
Doch worin liegt der virale Erfolg der Stubentiger begründet? Und was sagt das Kuriosum “Katze” über uns aus? Eine Antwort scheint in dem ambivalenten Charakter der domestizierten Fellknäuel zu liegen. Sie sind zur selben Zeit geschmeidig und kratzbürstig, mystisch und durchschaubar, grazil und plump. Uns Menschen scheinen jene Widersprüchlichkeiten vertraut zu sein und so spiegeln wir in Wahrheit uns selbst in den Vierbeinern. Durch Kulleraugen und Stupsnäschen werden zudem die Schlüsselreize des Kindchenschemas geweckt, was die emotionalisierende Ebene nochmals verstärkt. Wie in der Rezeption von Kunst, ist aber auch das komplexe Spiegel-Verhältnis zwischen Mensch und Tier immer eine Frage der Perspektive. So fürchtete Friedrich Nietzsche, dass die Tiere den Menschen als ein Wesen ihresgleichen betrachten, „das in höchst gefährlicher Weise den gesunden Tierverstand verloren hat” und beschreibt den Menschen anschließend als „wahnwitziges Tier”. Eine Überlegung, die in Anbetracht des Internet-Katzen-Phänomens gar nicht so abwegig klingt.
“Katzen gehen immer noch” ist eine Folge-Ausstellung der 2014 in der Affenfaust Galerie stattgefundenen Ausstellung “Katzen gehen immer”. Es werden Darstellungen von Katzen in den verschiedensten Formaten, Farben und Kontexten präsentiert und diesmal zudem eine offen gefasste Analyse jenes scheinbar exponentiell wachsenden Internet-Aufkommens der schnurrenden Tiger gewagt. Ebenfalls können wir uns auf künstlerische Positionen freuen, die vergleichbare Phänomene,
in ähnlichen Sphären des Wahnwitzes, ins Visier nehmen.
Text: Helene Osbahr
Hunde müssen draußen bleiben