Drogen, Essen, Instagram-Herzchen: Aaah! Das menschliche Gehirn registriert alle Vergnügungen auf ähnliche Weise. Wenn allerdings die schottische Hedonistin, Performerin und selbsternannte Hot-Mess Katy Baird auf der Bühne das Tor zur Welt der Begierden öffnet, kann das Angenehme schnell ins Unangenehme umschlagen – und anders herum. Schonungslos, entwaffnend und durchsetzt mit viel britischem Humor überschreitet Baird lustvoll die Grenzen des Geschmacks (und des Publikums), als wäre ein unsichtbarer Scham- und Schutzfilter des Theaters entfernt worden. Wie ihr nicht ganz jugendfreier Smash-Hit WORKSHY, der 2017 auch auf Kampnagel zu sehen war, öffnet ihre neuste Arbeit GET OFF tiefere Einblicke in menschliche Bedürfnisse und Gesprächsbedarfe. Bekleidet nur mit ein paar Neonstreifen zielt Baird auf Momente entwaffnender Ehrlichkeit und folgt dabei dem Credo ihres Ko-Regisseurs Kim Noble, dessen verstörend-poetische Arbeiten zu den Sommerfestival-Highlights der vergangenen Jahre gehören: Menschliche Abgründe lassen sich am Besten mit schlitzohrigem Humor ergründen!