Am 4.Mai 2018 wird in der Galerie Speckstraße 83-87 im Gängeviertel eine Ausstellung über Leben und Werk von Franz Kaiser eröffnet. Kaiser war Boheme, Architekt, Maler, Bildhauer, Innenarchitekt und Kunstgewerbler. Seit er 1926 in das Gängeviertel in Hamburg zog, hat er die meiste Zeit seines Lebens bis zu seinem Tod 1972 in Hamburg gelebt. Seine letzte Ausstellung fand 1972 statt. Seitdem ist diese ungewöhnliche Künstlerpersönlichkeit in und ihr Werk Vergessenheit geraten.
Franz ( Friedrich ) Kaiser wurde 1888 in Düren geboren. Er starb 1971 in Hamburg.
Er arbeitete als Architekt bei Otto Walter bei den Architekten Bruno Paul und Peter Behren in Berlin an Villen-projekten, Villa Pawel, Villa Wohlgemuth, Landhaus Dr. Pawel und als künstlerischer und technischer Bauleiter des Stadtpalais Paul v. Mendelssohn-Bartholdy. Ab 1920 machte er sich als Maler, Bildhauer, Innenarchitekt und Kunstgewerbler selbständig. Er hatte Verbindung zu den Kreisen um Raoul Hausmann, George Grosz u. Werner Scholz und begeisterte sich für Dada.
Anfang der 1920er Jahre schloss sich Kaiser dem Inflationsheiligen Ludwig Christian Haeusser an und vagabundierte drei Jahre als Wanderprediger durch Deutschland. 1924/25 bewarb er sich als "Universalgenie" bei den Reichstags- und Reichspräsidentenwahlen, Er beendete 1925 seine anarchische Existenz. 1926 übersiedelte er nach Hamburg, wo er mit seiner Lebensgefährtin, der Haeusser-Anhängerin Therese Böckmann auf einen alten Dachboden im Gängeviertel, Kornträgergang 60, zusammenzog. 1929 gründete er dort eine "Schule für radikale Lebens-Reform". Sein Ziel war, jungen Menschen beizubringen, "wie man mit Wenigem glücklich ist". Aus Abfallmaterial entstanden Möbel und Kunst. Die Schüler lernten weben, malen, zeichnen, schnitzen. 1929 hatte er eine erfolgreiche Ausstellung "Hausrat aus Unrat". Der Direktor des Museums für Kunst und Gewerbe in Hamburg, Max Sauerlandt, zeigte Interesse an seinen Arbeiten, die Hamburger Kunsthalle erwarb 1932 das Bild "Die Afrikanerin". Es wurde 1937 als "entartete Kunst" aus der Kunsthalle entfernt.
Ab 1933 wurde Kaiser als Boheme von der SA und später von der Gestapo verfolgt. Nach zwei Haussuchungen der SA wurde 1935 sein Wohnhaus abgerissen. Seine Möbel stellte man auf die Straße, wo viele Geräte und Kunstwerke verloren gingen. Er zog dann in einen Mansardenraum, Kanalstr. 2 in Hamburg Uhlenhorst. Nachdem er 1941 erneut eine Haussuchung der Gestapo wegen eines Rundschreibens an Freunde erlebte, vernommen und geprügelt wurde, floh er nach Wien, wo er in einem Flugzeugkonstruktionsbüro tätig war. Nach erneuter Flucht wurde er in Dachau in der Bauinspektion der Waffen-SS zwangseingesetzt und landete schließlich in der Nervenheilanstalt Witzenhausen a. d. Werra. Danach wurde er von Hamburg aus nach Moorfleth zwangsvermittelt.
Nach dem befreienden Kriegsende lebte er sehr ärmlich als Hausmeister und Künstler. Hannelore und Helmut Schmidt engagierten sich in den 1950er Jahren als Förderer und Sammler. Kaiser starb 1972, ein Jahr nach Therese Böckmann. Der Arzt Dr. Jürgen Winzer, der Kaiser bereits als Student kennen und schätzen gelernt und bis zu seinem Tod betreut hatte, übernahm das künstlerische Erbe.
Die Ausstellung wird kuratiert von der Künstlerin Dagmar Rauwald. Sie wird beraten durch die bekannte Kunst-historikerin Dr. Maike Bruhns, die über Kaiser geforscht und geschrieben hat.