Internationales Sommerfestival 2019 - (LA)HORDE: Marry Me in Bassiani
Georgischer Volkstanz trifft auf Clubkultur: ein kluges Tanzspektakel mit Widerstandspotential.
Der Applaus war lang und heftig, als das französische Medienkunst-Kollektiv (LA)HORDE mit der Jumpstyle-Überwältigung TO DA BONE das vergangene Sommerfestival energetisierte. Nun kommt das Trio zurück mit einer Uraufführung für die große Halle zur Festivaleröffnung und widmet sich dem mindestens ebenso kraftvollen georgischen Volkstanz. Dieser äußerst physische Tanz mit Elementen aus den Martial Arts, Ballett, Sprüngen und schnellen Drehungen auf den Knien, wird meisterhaft von der jungen georgischen Iveroni Group beherrscht, die aus ehemaligen Tänzer*innen des Georgischen Nationalbaletts besteht. In der kommunistischen Ära galt der Tanz als Medium eines friedlichen Widerstands gegenüber der kulturellen Hegemonie der Sowjetunion. Heute wird er auf Hochzeiten getanzt und ist das propagandistische Aushängeschild einer jungen Nation mit kommerziellen Tourneen auf der ganzen Welt.
Gemeinsam gehen (LA)HORDE und die Tänzer*innen dem widerständigen Potenzial dieses Volkstanzes mit 1.500-jähriger Geschichte auf den Grund – und stellen ihn in den Kontext des jüngsten Beispiels tanzenden Widerstandes in Georgien: Nach einer Razzia im titelgebenden Club Bassiani, demonstrierten im Frühjahr 2018 zehntausende junge Menschen vor dem Parlamentsgebäude in der georgischen Hauptstadt Tiflis, indem sie zu lauter Technomusik für ihre Rechte tanzten. Live in den sozialen Medien übertragen, löste der Protest eine Welle der Solidarität in ganz Europa aus, unter dem Slogan „We dance toghether, we fight toghether“. Mit MARRY ME IN BASSIANI entsteht ein virtuoser und spektakulärer Abend über die Widerständigkeit, Solidarität und energetische Kraft von gemeinsam tanzenden Körpern.