Internationales Sommerfestival 2018 - Gisèle Vienne: Crowd
Gisèle Vienne, Bühnenkünstlerin für seelische Abgründe und ekstatische Zustände, zeigt in ihrer bisher größten szenischen Überwältigung eine emotionstaumelnde Party-Crowd.
Die Musik, zu der hier 15 jugendlich aussehende Nachtdurchtänzer*innen in Slow Motion auftreten, hat es in sich: Eine Playlist von Peter Rehberg mit Klassikern des Detroit Techno und dessen elektronischen Vorläufern wie Manuel Göttsching bereiten den Boden für einen emotionalen Ausnahmezustand. Indem die Bewegungen der Partygäste virtuos verlangsamt und stilisiert sind, wird die nächtliche, quasi-religiöse Ekstase der Tanzenden seziert, und vor den Augen und Ohren der Zuschauenden breitet sich eine Palette komplexer Gefühlswelten aus. Im kollektiven Rausch zeigen sich so Momente von Liebe und Gewalt oder Intimität und Aversion; und mit dem Rhythmus der Musik und der Körper verschiebt sich auch die Wahrnehmung beim Zusehen: In CROWD liegen die Emotionen buchstäblich blank und erzählen Geschichten, die der Autor Dennis Cooper als Subtext hinter die Bilder geschrieben hat. Damit knüpft die französische Choreografin Gisèle Vienne an ihre Theater-Trips an, mit denen sie bereits 2013 und 2015 für verstörend-beglückende Momente beim Sommerfestival gesorgt hat.