Internationales Sommerfestival 2018 - Company Wayne McGregor: Autobiography
Selten war die Süddeutsche Zeitung so euphorisch wie nach der neuen Arbeit des britischen Choreografen Wayne McGrgegor: Die Kritikerin sah irgendwann Sternenstaub und ein „Gesamtkunstwerk aus Bewegung, Licht, Musik und Raum. Ein mit schierer Schönheit und sinnlichem Zauber überwältigendes Tanzmosaik, wie es so derzeit offenbar nur bei den Briten gedeiht.“ Das mit den Briten widerlegen wir zwar schon mit unserer Eröffnungsproduktion, aber dass die Company Wayne McGregor zu den herausragenden Europas gehört, ist unbestritten. Denn Wayne McGregor, der schon Harry Potter-Filme und Radiohead Musikvideos choreografierte und seit 2006 Resident Choreographer des Londoner Royal Ballet ist, verbindet Musik, Tanz und Wissenschaft zu technisch brillanten, inhaltlich fundierten und ästhetisch zukunftsweisenden Choreografien. So auch bei „Autobiography“, mit dem McGregor nach 2013 zum zweiten Mal beim Sommerfestival zu Gast ist. Für diese Arbeit ließ McGregor sein Genom entschlüsseln und schuf 23, seinen Chromosomenpaaren entsprechende Szenen. Die wiederum tragen Titel wie Avatar, Erinnerung oder Altern und werden bei jeder Vorstellung in einer anderen Reihenfolge gezeigt: aus dem Archiv eines einzelnen Körpers entsteht eine große, abstrakte Meditation über Individualität und vielfältige Lebenswege. Entsprechend abstrahieren die 10 Hochleistungs-Tänzer*innen der Company dabei klassische Ballettfiguren, die hier wie Erinnerungen an vergangene Zeiten durchblitzen; gleichzeitig fügen sich die eleganten Biegungen und Schwingungen in einen Flow zu elektronischen Beats von JLin, einer der aktuell zukunftsweisendsten Musikerinnen, die mit ihrem rhythmischem Sound-Origami auf allen seriösen Musik-Jahresbestenlisten 2017 vertreten war. Sternenstaub!