Ihr werdet Deutschland nicht wiedererkennen
Vor 70 Jahren lag Deutschland nach dem verlorenen Krieg in Schutt und Asche. „Ihr werdet Deutschland nicht wiedererkennen“ hatte Hitler den Deutschen versprochen. Er hatte sein Wort gehalten: 50 Millionen Tote, über 10 Millionen auf der Flucht. Menschen in den Trümmern orientierungslos, auf die bloße Existenz zurückgeworfen. Mit kabarettistischen Texten und Musik aus der Nachkriegszeit erinnern wir an ein Stück deutscher Geschichte, in der die Menschen nach dem Schock der großen Katastrophe von einer besseren Zukunft träumten. Der Regisseur über das Stück: Es ist ein großes Glück, in der heutigen Zeit zu leben. Wir sitzen im Sessel und schauen den Kriegen, die um uns herum toben, mit dem scheinbar sicheren Gefühl zu, dass uns das nicht passieren kann. 70 Jahre Frieden ‒ das hat es in der deutschen Geschichte noch nicht gegeben! Als am 8. Mai 1945 in Deutschland der 2. Weltkrieg zu Ende war, haben die wenigsten daran geglaubt, dass in Europa eine so lange Zeit des Friedens folgen würde. Doch wer garantiert uns angesichts der Krisenherde, die immer näher rücken, dass das auch so bleiben wird? Wer nach dem Krieg geboren und mit der Bundesrepublik groß geworden ist, für den ist die Nachkriegszeit mit ihren Städtewüsten eine ferne, fast unwirkliche Vergangenheit. Dass die Eltern oder Großeltern einmal in Schutt und Trümmern nach Essbarem suchten oder sich nach weggeworfenen Kippen bückten, ist kaum vorstellbar. Und doch ist es die Wahrheit und erst 70 Jahre her. Es lohnt sich und ist zudem spannend, sich das Bild, das Deutschland zwischen 1945 und 1952 bot – vom Chaos zum Wirtschaftswunder – einmal aus dem Blickfeld der Kabarettisten jener Zeit zu vergegenwärtigen. Das Ensemble des Kellertheaters hat Lieder und Texte aus jener Zeit gesammelt und zu einer unterhaltsamen wie nachdenklichen Kabarettrevue zusammengestellt. Ihr werdet Deutschland nicht wieder erkennen. — Günther Schäfer
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