Über einen längeren Zeitraum hat sich der Bildende Künstler Hansjörg Schneider immer wieder mit der Hamburger Nachkriegsarchitektur beschäftigt. Seine Aufmerksamkeit galt dabei besonders den Ordnungen von Fensterflächen in ihrem Verhältnis zu den Gebäudevolumen. Ob als Papierschnitte oder als überwalzte Papierreliefs – die Arbeiten bewegen sich zwischen der Sachlichkeit einer Infografik und dem Pathos einer zwischen Licht und Schatten scharf trennenden Nachtfotografie. Es ergeben sich zeittypische Vergleichbarkeiten der Fassaden und Bauwerke. Stadtansichten in schräger Vogelperspektive vermitteln die Homogenität einer flächendeckenden Planung, wie sie durch den kriegsbedingten Kahlschlag möglich war.
Seine Vorliebe für konstruktive Strukturen führt den Künstler seit 2022 zu dreidimensionalen Papierobjekten, die neben den Papierschnitten und -reliefs im Kontext der Galerieausstellung präsentiert werden. Dass diese autonomen Objekte auch als Modelle verstanden werden können, zeigt Hansjörg Schneider, indem er sie in das Hamburger Stadtbild integriert. Damit schlägt er einen Bogen von der Architektur der unmittelbaren Nachkriegszeit in eine vorgestellte Zukunft. So oder so ähnlich könnten Hamburgs Straßen und Plätze verstärkt durch Kunst im öffentlichen Raum geprägt werden.
Hansjörg Schneider wurde 1960 in Eckernförde geboren, er lebt und arbeitet in Berlin. Von 1979 bis 1988 studierte er Freie Kunst an der Muthesius Kunsthochschule und Englische Philologie und Philosophie an der Christian-Albrechts-Universität in Kiel.
Die Ausstellung findet im Rahmen des Hamburger Architektur Sommers 2023 statt.