Hans und Grete
(K)ein Märchen für Erwachsene
von Engelbert Humperdinck
Im Haus Waldfrieden hat alles seinen geregelten Tagesablauf. Das Personal arbeitet mit aller Kraft, um den Bewohner*innen einen schönen und würdevollen Lebensabend zu bereiten. Hans lebt dort bereits eine Weile und ist der Welt ein kleines bisschen entrückt. Dann zieht Grete in sein Nachbarzimmer. Beim Lebkuchenbacken kommen sich die beiden näher und finden im anderen ihren “Seelenmenschen”. Und schon ist die Welt um sie herum ein bisschen weniger grau.
Hans und Grete durchleben emotionale Höhen und Tiefen, erleben große Freude und große Angst. Aber: Sind ihre Erlebnisse überhaupt real? Oder sind Hans und Grete schon in ihre eigene Welt entrückt? Während bei beiden das Vergessen einsetzt und ihnen die Realität immer mehr entgleitet, driften sie gemeinsam in eine märchenhafte Fantasiewelt ab.
“Altwerden ist nichts für Feiglinge", so heißt ein bekannter Buchtitel. Und doch gehört es zu unserem Leben dazu, dass wir uns mit dem Altern und dem Tod auseinandersetzen. So wie Kinder unsere Fürsorge benötigen, fallen auch alte Menschen irgendwann in die Schutzbedürftigkeit. Die Jungen kümmern sich um die Alten und werden sich ihrer eigenen Sterblichkeit schmerzhaft bewusst.
Die Inszenierung von Inken Rahardt (“La Traviata”, “Tosca”, “Semiramis”) entlockt der Oper von Engelbert Humperdinck eine ganz eigene Poesie. So wie sich die Kinder Hänsel und Gretel im Wald verirren, so kommen die Alten Hans und Grete der Welt abhanden. Die gefühlvoll-schöne Musik von Engelbert Humperdinck macht aus der Geschichte ein traumhaftes Märchen für Erwachsene.