Im Oktober 2003 gründeten Jochen Dehn und Monika Gintersdorfer die aktionistische Gruppe Rekolonisation in Hamburg. Innerhalb eines Jahres untersuchten sie die Membran zwischen öffentlichem und privatem Raum mit ungefähr 120 Interventionen, die nicht als Kunstaktionen markiert wurden, sondern meist unangekündigt im öffentlichen Raum stattfanden. Die Teilnehmenden schwammen Alsterbooten im kalten Wasser hinterher, trugen leblos wirkende Körper durch die Stadt, flüchteten aus Privatwohnungen, sprangen aus Lieferwagen, durchschwammen für andere unsichtbar die Kanäle u.v.m. – immer in dem Bewusstsein, dass der Kontextwechsel die Situationen und ihre Wahrnehmung grundlegend veränderte. Mit einfachen Mitteln transportierte Rekolonisation Themen wie Flucht, Kampf und Umgang mit Ressourcen in den Hamburger Stadtraum. Nach ungefähr einem Jahr löste sich Rekolonisation auf und Monika Gintersdorfer gründete mit dem bildenden Künstler Knut Klaßen eine deutsch-ivorische Performancegruppe, mit der sie bald zu den Größen der deutschsprachigen Theaterlandschaft zählten. Jetzt, fast 15 Jahre später, erscheinen jene frühen, subversiven Arbeiten aktueller und notwendiger denn je. Für Theater der Welt 2017 finden sich die Akteure von Rekolonisation daher wieder zusammen: Flankiert von der Ausstellung DER FEINDLICHE ZEUGE, die die Gintersdorfer/Klaßen-Ära dokumentiert, performen sie spontane Reenactments und neu konzipierte Interventionen. Also halten Sie Ausschau nach sich windenden Körpern im Schlick der Hamburger Kanäle, nach Straßenbarrikaden und improvisierten Brunnen!