Ghost Light
Das Hamburg Ballett gehörte international zu den ersten Compagnien, die nach dem Shutdown die Arbeit im Ballettsaal wiederaufgenommen hatten. John Neumeier entwickelte die Idee, ein Ballett zu kreieren, das das geltende Abstandsgebot nicht nur respektiert, sondern es zugleich zur Grundlage der Struktur macht. Das Werk war eine Übung in Kreativität, entstanden aus einem Bedürfnis des Choreografen und seiner Tänzer.
John Neumeiers Konzept bezieht alle 60 Tänzer seiner Compagnie mit ein. Mit Blick auf das Abstandsgebot gestaltet er die praktische Arbeit in Kleingruppen von zwei bis maximal acht Tänzern. "'Ghost Light' ist ein Ensemble-Ballett, das ich in Fragmenten entwickle. Es ist vergleichbar mit einzelnen Instrumentalstimmen einer Sinfonie – oder einem traditionellen japanischen Essen: eine Folge sorgsam arrangierter, hoffentlich 'köstlicher' Miniaturen. Wie die einzelnen Teile sich letztlich zu einem Werk verbinden, wird von dem Moment abhängen, an dem wir uns auf der Bühne wieder nahekommen und anfassen dürfen.", so John Neumeier.
John Neumeier knüpft mit dem Titel "Ghost Light" an eine Tradition des amerikanischen Theaters an. Nach Proben oder Aufführungen wird mitten auf der Bühne ein Metallständer mit einer einzigen Glühbirne aufgestellt. Die Lampe zeigt an, dass kein Künstler die Bühne nutzen darf. Das Ghost Light brennt die ganze Nacht hindurch – bis sich die Bühne wieder mit Leben füllt.
Musik: Franz Schubert
Choreografie, Bühne, Licht und Kostüme: John Neumeier
Kostüme aus "Die Kameliendame" und "Der Nussknacker" von Jürgen Rose
1 Stunde 45 Minuten | keine Pause
URAUFFÜHRUNG:
Hamburg Ballett, Hamburg, 6. September 2020
GASTSPIEL:
2022 Tarbes