Ghost Light
Das Hamburg Ballett gehört international zu den ersten Compagnien, die nach dem Shutdown die Arbeit im Ballettsaal wiederaufgenommen haben. Auf der Basis eines ausgefeilten Hygienekonzepts finden seit dem 29. April täglich 10 klassische Balletttrainings in Kleingruppen statt. Bald darauf entwickelte John Neumeier die Idee, ein Ballett zu kreieren, das das geltende Abstandsgebot nicht nur respektiert, sondern es zugleich zur Grundlage der Struktur macht. Das Werk war eine Übung in Kreativität, entstanden aus einem Bedürfnis des Choreografen und seiner Tänzer. Nach vier Wochen der Kreation setzt John Neumeier die Arbeit an seinem Ballett fort, das inzwischen den Titel "Ghost Light" trägt und zu Solo-Klaviermusik von Franz Schubert entsteht.
John Neumeiers Konzept bezieht alle 60 Tänzer seiner Compagnie mit ein. Mit Blick auf das Abstandsgebot gestaltet er die praktische Arbeit in Kleingruppen von zwei bis maximal acht Tänzern. "'Ghost Light' ist ein Ensemble-Ballett, das ich in Fragmenten entwickle. Es ist vergleichbar mit einzelnen Instrumentalstimmen einer Sinfonie – oder einem traditionellen japanischen Essen: eine Folge sorgsam arrangierter, hoffentlich 'köstlicher' Miniaturen. Wie die einzelnen Teile sich letztlich zu einem Werk verbinden, wird von dem Moment abhängen, an dem wir uns auf der Bühne wieder nahekommen und anfassen dürfen.", so John Neumeier.
John Neumeier knüpft mit dem Titel "Ghost Light" an eine Tradition des amerikanischen Theaters an. Nach Proben oder Aufführungen wird mitten auf der Bühne ein Metallständer mit einer einzigen Glühbirne aufgestellt. Die Lampe zeigt an, dass kein Künstler die Bühne nutzen darf. Das Ghost Light brennt die ganze Nacht hindurch – bis sich die Bühne wieder mit Leben füllt.
Musik: Franz Schubert
Choreografie, Bühne, Licht und Kostüme: John Neumeier
Kostüme aus "Die Kameliendame" und "Der Nussknacker" von Jürgen Rose
1 Stunde 45 Minuten | keine Pause
URAUFFÜHRUNG:
Hamburg Ballett, Hamburg, 6. September 2020