Geschlossene Gesellschaft
Inès, Estelle und Garcin können nur vermuten, warum sie miteinander ausgerechnet in dieser Hölle gelandet sind: ein Innenraum ohne Fenster und Spiegel. Turmhoch eingemauert, nur ab und zu besucht von einem skurrilen Kellner. Ein Draußen? Gibt es hier nicht. Warum sind gerade diese drei Menschen, die sich im Leben nie begegnet sind, hier zusammengepfercht worden? Welche Schuld hat sie hier-hergeführt? Halten sie das Folterbesteck für die anderen bereits in den Händen, ohne es zu wissen?
»Geschlossene Gesellschaft« ist Jean-Paul Sartres Klassiker des Existenzialismus, uraufgeführt 1944 in Paris unter der Herrschaft der Nationalsozialisten. Kuej legt großen Wert auf Schauspielertheater, was in dieser Inszenierung in jedem Moment zu erleben ist. Souverän führen die vier Schauspieler ihr Publikum durch dieses immer helle Jenseits, das keine innere Ruhe erlaubt. Hier gibt es trotz des eigenen Elends kein Miteinander, das von Dauer sein könnte, keinen Trost, nur Schuld ohne Erlösung.
Gleichzeitig ist es das Stück der Stunde: die Ungewissheit, das Eingeschlossen-Sein und die Isolation, die veränderte Wahrnehmung von Zeit, die sich in einer zur Ewigkeit gedehnten Gegenwart bleiern über die Menschen und Dinge legt.
Die im Bühnenbild verwendete Gurkenskulptur ist eine Leihgabe des Künstlers Erwin Wurm, bei der es sich um ein Original aus dessen Werkstatt handelt.
Foto: Matthias Horn