Im Erdgeschoss des Museums bietet eine Glasfront Einblick in ein „Haus im Haus“: Eine Teilrekonstruktion der Metallwarenfabrik Wild, die von 1901 bis 1989 in einem Hinterhof in Hamburg-Hohenfelde Anstecknadeln, Medaillen, Broschen und Abzeichen aller Art produzierte. Der Blick auf diesen der Branche nach zwar exotischen, der Größe nach aber für die Hamburger Gewerbestruktur typischen Kleinbetrieb eröffnet Einsichten in technische und soziale Bedingungen eines Mikrokosmos Fabrik und damit in ein Stück Arbeitswirklichkeit im Industriezeitalter.
Gezeigt wird der vorgefundene Zustand eines seit Monaten nicht mehr benutzten, zum Teil bereits abgeräumten und verlassenen Arbeitsortes. In Form einer Art Großvitrine werden die exakten räumlichen Dimensionen und die Einrichtung zum Zeitpunkt der Übernahme wiedergegeben, jedoch ohne den Versuch, damit die tatsächliche Arbeitswelt zu simulieren. Vielmehr sollen sich Besucher und Besucherinnen selbst auf Spurensuche begeben und Einzelheiten entdecken: Die Lampen aus den 1980er Jahren, die den „altertümlichen“ Eindruck des seit den 1930er/40er Jahren kaum veränderten Inventars stören, das Portraitfoto des Firmengründers, das in der Ecke des Arbeitsraumes hängend über diesen zu wachen scheint, oder das originale Fenster mit den Werbeaufklebern, die dem Graveur nicht nur Anregung für Entwürfe waren, sondern auch seine Verbundenheit mit seinem Arbeitsplatz zum Ausdruck bringen.
Der analysierende und sezierende Blick auf diesen Arbeitsort ist gestalterisch durch künstliche Sehschlitze in der Seitenwand des Ensembles umgesetzt und in Bild-Text-Dokumentationen an den Außenflächen zu verfolgen. Hier rückt die Perspektive der zum Teil über Jahrzehnte im Betrieb Beschäftigten in den Mittelpunkt. Hier wird über die soziale Situation, die Qualifikationen und Anforderungen, die Maschinen und Handwerkszeuge, über Hierarchie und Kontrolle, Organisation und Improvisation sowie über geschlechtsspezifische Arbeitsteilung berichtet.