Der szenische Chansonabend nimmt das Publikum mit auf eine bewegte Reise durch die Jahrhunderte. Zwischen Exil und Rückkehr spannt der Abend einen großen Bogen von Gestern nach Morgen, ver sammelt Verse und Lieder aus unterschiedlichen Zeiten und Sprachen. Mit den Stimmen der Dichterinnen und Dichter erzählen sie vom Fortgehenmüssen und Wiederkehr, vom Schmerz um den Verlust der Heimat, von der Hoffnung auf Frieden. In Chansons und Bänkelliedern, vertonter Volkspoesie und Kunstgesang wechseln kämpferische mit schmerzlichen und auch hoffnungsvollen Tönen.
Im Zentrum steht ein musikalisch-literarischer Streifzug durch die kosmopolitische Metropole Berlin, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts Künstlern, Emigranten und Zuwanderern aus vielen Ländern Heimat, Zuflucht und künstlerische Inspiration bedeutete, bevor die große Vertreibung begann: das Ende von „Berlin im Licht“, dessen vibrierende Atmosphäre das Programm mit einigen der größten und bis heute populären Chansons von Kurt Weill und Mischa Spoliansky, mit der frechen und dynamischen Reimkunst eines Friedrich Hollaender oder Walter Mehring wieder aufleben lässt.
Das lyrische Panorama erstreckt sich von Heinrich Heine zu Pablo Neruda, vom armenisch-französischen „Chant d’emigré“ zu Walter Mehrings titelgebendem „Emigrantenchoral“, von Fernay/Weills geträumter Insel „Youkali“ zu Morris Rosenfelds irdischem „Rueplats“ der jüdischen New Yorker Einwanderer, von den satirischen New Yorker Beobachtungen Mascha Kalékos zu Marina Zwetajewas todwunden Versen und Wolf Biermanns Trauer über "die Wunden, die nicht heilen wollen“ im zweigeteilten Deutschland. Der Kalte Krieg ging zu Ende, Frieden muss noch immer erreicht werden. Und unsere Lieder gehen weiter.