Die Ausstellung Dinge und Dokumente – Alltag im Industriezeitalter bietet anhand eines Objektensembles eine thematische Einführung in das Thema des Hauses: Die Veränderungen von Arbeits- und Lebensbedingungen im Zuge der Industrialisierung. Der gedankliche rote Faden, der diese sehr heterogenen Objekte verbindet, ist der Erfahrungshorizont von Menschen, die in der Zeit um 1900 vom Lande in die Großstadt Hamburg kamen und mit einer industrialisierten Lebenswelt konfrontiert wurden, die ihnen ungewohnte Verhaltensweisen abverlangte, zugleich aber auch Hoffnung und Chancen bot.
So spricht ein aus Mecklenburg mitgebrachtes Leinenhandtuch von Aufbruch und Neubeginn in der Großstadt, ein Henkelmann von wachsenden Entfernungen zwischen Wohnung und Arbeitsplatz, ein Spuckfläschchen für Tuberkulosekranke von Großstadtkrankheiten, eine Theaterkarte von Freizeit und Vergnügung, ein Streikausweis von organisierter Gegenwehr. In einer Arbeiter-Kontrolluhr, einer Arbeitsordnung und einer Schlagpresse sind zeitliche und körperliche Disziplinierung gegenwärtig, Telefon, Fotoapparat und Glühlampenfassung stehen als Beispiel für technische Neuerungen, die unseren Alltag in vieler Hinsicht verändert haben.
Viele dieser damaligen „Neuheiten“ sind den Menschen inzwischen so vertraut und selbstverständlich, dass sich die „Modellierung des Menschen“ durch den Industrialisierungsprozess der letzten 150 Jahre der Wahrnehmung entzieht. Durch Rückgriff auf Objekte aus der Zeit um 1900, einen Blick auf das Neue im Alltag der Jahrhundertwende, bietet die Ausstellung die Möglichkeit, Vertrautes wieder fremd, Zumutungen und Chancen wieder erkennbar zu machen.