Die Mitte der Welt 14+
Die Mitte der Welt ist für den heranwachsenden Phil die Bibliothek in „Visible“, weil sich ihm hier in Büchern die ganze Welt offenbart. „Visible“ ist sein Zuhause, ein ebenso baufälliges wie märchenhaftes Schloss, umgeben von einem verwunschenen Garten und Wald, auf einer Anhöhe, direkt an einem Fluss gelegen. Alles scheint märchenhaft: Seine junge Mutter Glass empfängt unzählige „Prinzen“, seine Zwillingsschwester Dianne kann mit Tieren sprechen und Phil verliebt sich in den geheimnisvollen Nicholas, der ein Museum der Geschichten erfunden hat. Einen Vater hat Phil zwar nicht, aber dafür einen "Piraten" als Onkel, Gable, der über die Weltmeere segelt und ihn irgendwann mitnehmen will. Vervollständigt wird diese besondere „Patchwork-Familie“ durch Phils beste Freundin Kat, mit der er sich gemeinsam als kleines Kind die Segelohren wegoperieren lassen musste, was sie für immer zusammengeschweißt hat. Unzählige Geschichten verbinden diese eigenwilligen Figuren, von denen uns Phil erzählt, aber auch Geheimnisse und Rätsel. Und erst nach und nach lassen sich diese von Phil lösen: Warum verheimlicht ihre Mutter ihnen so hartnäckig die Nummer 3 auf der Liste ihrer fünfzig Liebhaber, die offenbar ihr Vater ist und den Phil so schmerzlich vermisst? Warum sind Glass und Dianne seit drei Jahren zerstritten und sprechen nicht mehr miteinander? Und warum muss sich seine beste Freundin Kat ausgerechnet in den gleichen Jungen verlieben? Und dann sind da noch die „Jenseitigen“, so nennen Phil und seine Familie die Einheimischen aus der angrenzenden Kleinstadt jenseits des Flusses, die Phil und Dianne als „Hexenkinder“ und Glass als „Hure“ bezeichnen. Für Phil mag es normal sein, sich in einen Jungen zu verlieben, aber für die „Kleinen Leute“ ist es das keineswegs …
Glass:
„Seid stark und wehrt euch. Wer euch verletzt, dem tut doppelt weh oder geht ihm aus dem Weg, aber lasst euch niemals vorschreiben, wie ihr zu leben habt. Ich liebe euch, wie ihr seid.“
Der vielfach ausgezeichnete Autor Andreas Steinhöfel hat mit „Die Mitte der Welt“ ein Kultbuch geschrieben, das mittlerweile als Jugendbuchklassiker auch verfilmt wurde und Eingang in die Schullektüre gefunden hat. Er erzählt im Stil des magischen Realismus eindringlich und befreiend vom Erwachsenwerden eines Jungen und entwirft dabei einen vielschichtigen Erzählkosmos, der es sogar auf die Spiegel-Bestsellerliste geschafft hat. Zugleich ist das Buch ein überzeugendes Plädoyer für mehr Akzeptanz und Toleranz. Moritz Beichl, der 2019 den Wiener Nestroy-Theaterpreis in der Kategorie „Bester Nachwuchs“ gewonnen und im Jungen SchauSpielHaus bereits erfolgreich Hermann Hesses „Demian“ inszeniert hat, wird das Buch für die Bühne adaptieren.
Fotos: Sinje Hasheider