Was verbindet Apples iBook Clamshell G3 und den Kindersitzring des experimentellen Designduos Ginbande? Klar, die „runden Ecken“. Da ist sich die zehnjährige Sofie aus Hamburg ganz sicher. Mit ihrer Mutter war sie zu einem besonderen Termin im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg (MKG): In einem Workshop mit MKG-Direktorin Tulga Beyerle, Kurator*innen, einer Restauratorin und weiteren Mitarbeiter*innen ließen Besucher*innen im Alter zwischen zehn und achtzig Jahren ihren Ideen, Kenntnissen und ihrer Fantasie freien Lauf, kamen miteinander und mit ausgewählten Sammlungsstücken aus verschiedenen Epochen ins Gespräch. „DESIGN DIALOG“ nennt das MKG das Experiment, dessen erste Ergebnisse ab sofort in der Designabteilung für alle zu erleben ist. Museumsleute und Gäste haben – mal zu zweit, mal zu dritt, mal ganz für sich – Ideen eingebracht und Geschichten zu den Kunstwerken erzählt, die ihnen in den Sinn kamen: Persönliche Erinnerungen, Bezüge zu anderen Objekten, von zu Hause, aus Museen oder völlig anderen Zusammenhängen. Gemeinsam wurde diskutiert, was einen Taschenglobus von 1754 mit einem italienischen Sitzobjekt von 1966 verbindet, woran das berühmte Bauhaus-Telefon von 1928 erinnert oder ob ein Kassettenrondell aus den 1980er Jahren eigentlich museumsreif ist. Nun kennzeichnen meterlange Neonstreifen zwischen rund 100 ausgestellten Objekten aus Barock, Renaissance, Historismus, Mittelalter, Design und Moderne ungewöhnliche Paarungen über die Epochen hinweg. Steckbriefe, Gedanken und Kommentare wurden aufgeschrieben und zwischen, über oder unter die Werke geklebt. Sie dokumentieren, aus welch neuen Blickwinkeln die Dinge gesehen wurden.
Bis Dezember 2019 bleibt alles in Bewegung: Das MKG lädt alle Museumsgäste ein, sich die ausgestellten Objekte in der Designabteilung genau anzuschauen, Beziehungen herzustellen, darüber zu sprechen, zu sinnieren und zu diskutieren. Klebezettel, neonfarbene Klebebänder und Stifte sowie zwei knallrote Valentine-Schreibmaschinen von Olivetti laden dazu ein, die Gedanken niederzuschreiben (bzw. auf Papier zu tippen) oder die gefundenen Objektpaare oder -gruppen direkt miteinander zu verbinden. In einem weiteren Workshop im August (Terminbekanntgabe folgt in Kürze) geht es darum, einem Möbelstar des 18. Jahrhunderts „auf die Schliche“ zu kommen: Abraham Roentgens Verwandlungskommode. Das faszinierende Werk von 1760 wird dabei im Original zu sehen sein. Seine vielen Möglichkeiten und Funktionen kann man an einem Nachbau erforschen und die unzähligen Klappmechanismen und Schubladen selbst betätigen. Anschließend warten viele Objekte aus der Moderne im Schauregal darauf, mit Roentgens berühmtem Möbel in Verbindung gebracht zu werden.