Der Menschenfeind
Feine Charakterstudien und hintergründiger Witz zeichnen die berühmte Komödie Molières aus und erlauben es dem wunderbar aufspielenden achtköpfigen Ensemble, das Publikum ganz in seinen Bann zu ziehen. Es geht um Liebe — vordergründig. Auch hintergründig. Vor allem abgründig: Die Regisseurin Anne Lenk lässt ihre Figuren das verbale Kräftemessen mit ebenso viel Sinnlichkeit wie Härte zelebrieren. Ulrich Matthes‘ Alceste, ein sardonischer Eigenbrötler, der die Witwe Célimène umwirbt, entpuppt sich als stiller (Ver-)Zweifler, sein weiblicher Counterpart, gespielt von Franziska Machens, ist die flippante Gesellschaftslöwin, die ihren widerspenstigen Verehrer selbstbewusst an der Nase herumzuführen weiß. Molière wusste, wovon er schrieb: Seine Komödie spielt in den feinsten Kreisen der Gesellschaft, in denen der Dichter selbst lebte und liebte.
In klug gereimten Versen schlägt ein Argument das andere, trickst eine Formulierung die andere aus. Anne Lenk verwendet die großartige Übersetzung von Jürgen Gosch und Wolfgang Wiens: Deren feinsinnigen Wortwitz nehmen die acht Darsteller genussvoll auf, genießen Pausen und Pointen. Das raffinierte Bühnenbild und die treibende Musik tragen ihren Teil dazu bei, diesen Abend unvergesslich zu machen.
Foto: Arno Declair