Das doppelte Lottchen [7+]
„So eine Frechheit! Die hätten uns zuerst fragen müssen, ob sie uns halbieren dürfen. Und dann hätte ich nein gesagt.“
Im Ferienlager stehen sich Luise und Lotte plötzlich das erste Mal in ihrem Leben gegenüber und müssen feststellen: Sie gleichen sich äußerlich wie ein Ei dem anderen. Luise findet es anfangs unverschämt, dass eine daherkommt, die genauso aussieht wie sie. Es entbrennt zunächst eine Feindschaft zwischen den beiden Mädchen, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Lotte ist still und fleißig; Luise ist frech und aufmüpfig. Doch bald finden sie heraus, dass sie am selben Tag in derselben Stadt geboren sind und dass Lotte nur ihre Mutter und Luise nur ihren Vater hat. Klar, dass da etwas faul sein muss! Mutig und selbstbewusst nehmen sie ab sofort ihr Leben selbst in die Hand und schmieden einen Plan: Sie wollen die Rollen tauschen. Damit die Sache nicht auffliegt, müssen sie ein regelrechtes Training absolvieren: Luise muss zu Lotte werden und Lotte zu Luise. Nach den Ferien ist es soweit: Luise fährt anstelle von Lotte zur Mutter und Lotte fährt anstelle von Luise zum Vater...
Erich Kästner verfasste den Roman, der diesem Theaterstück zugrunde liegt, in den frühen 1950er Jahren, als das Thema Ehescheidung noch tabu war. Mit seinen Geschichten, in denen Kinder in ihrem Denken und Handeln stets selbstständig sind, fördert Kästner deren Selbstvertrauen. Die Geschichte der getrennten Zwillinge, die sich zufällig kennen und lieben lernen, ihre Rollen tauschen und eine Wiedervereinigung der Familie einfädeln wollen, wird mit Ernsthaftigkeit, Humor und einer gehörigen Portion Musik erzählt.
Fotos: Sinje Hasheider